Freitag, 10.12.2021 / 11:14 Uhr

Die "Deutsche Welle" und ihre Nahostpartner

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Propagandavideo der Hizbollah auf Al Jadeed, Bildquelle: Youtube

Dank einer beeindruckenden Recherche von VICE.com musste die Deutsche Welle sich von ihrem jordanischen Partner distanzieren und ihre Zusammenarbeit aussetzen:

Die Deutsche Welle (DW) setzt ihre Kooperation mit dem jordanischen Sender Roya TV aus. »Anlass ist das Bekanntwerden von antiisraelischen und antisemitischen Kommentaren und Karikaturen in den sozialen Medien, die vom Sender verbreitet wurden«, teilte der deutsche Auslandssender mit.

Vergangene Woche hatte das Magazin »Vice« über den Sender Roya TV und Posts im Netz berichtet. Die DW teilte mit, sie bedauere die ursprüngliche Einschätzung, dass Roya TV »nicht israelfeindlich« sei.

Der Verantwortliche für Vertrieb, Marketing, Produktion und Technik bei der Deutschen Welle, Guido Baumhauer, sagte: »Wir entschuldigen uns dafür, dass uns diese widerlichen Bilder nicht aufgefallen sind. Nach den fraglichen Veröffentlichungen durch Roya TV müssen wir die Kooperation neu bewerten

Derweil recherchierte VICE weiter und stieß im Libanon auf einen fast noch dubioseren Partner, Al Jadeed TV, der ganz offen die Hizbollah und ihren Terror abfeiert. Von einem Einzelfall können sie also auch nicht mehr sprechen bei der DW:

Al Jadeed TV wird bei der Deutschen Welle, dem steuerfinanzierten Auslandssender der Bundesrepublik, intern als "Partner für Premiumschalten" geführt. Al Jadeed produziert in Beirut für die Deutsche Welle Folgen des beliebten Formats Jafaar Talks, das in Deutschland viele Medienpreise abgeräumt hat. Al Jadeed wiederum übernimmt Inhalte der Deutschen Welle. Der Austausch ist eng. Es ist kaum vorstellbar, dass die Verantwortlichen der Deutschen Welle nicht wissen, was Al Jadeed seit Jahren sendet. Warum handeln sie nicht? 

Mitunter sendet Al Jadeed minutenlang Propaganda-Videos der Terror-Organisation Hisbollah – ohne jeden Kommentar, ohne Einordnung. Männer mit Waffen und Fahnen, Raketenwerfer, Verherrlichung des Terrors. Das erklärte Ziel der Hisbollah ist die vollständige Vernichtung Israels. Der Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah rief seine Anhänger 2017 auf: "Schreibe mit Blut: 'Tod für Israel'."

Interessant auch, was die DW auf Nachfrage antwortete:

Die Deutsche Welle habe den gesetzlichen Auftrag, deutsche und europäische Sichtweisen in den internationalen Diskurs zu bringen. Das könne nur im Dialog gelingen. Mit ihrer Partnerstrategie, "gerade auch in Ländern mit eingeschränkter Meinungsfreiheit und regionalen Konflikten", habe die DW einen aktiven Dialog mit Medienpartnern in vielen Ländern etabliert. 

Auch wenn weltweit nicht "alle Medienanbieter die deutsch-europäischen Werte" und damit die der DW teilten, sei es wichtig, dass die DW mit ihren Inhalten dazu beitrage, demokratische Werte und Sichtweisen bekannt zu machen. Mit einer internen Untersuchung werde sich die DW intensiv mit ihren Medienpartnern in der Region beschäftigen und "nach Rücksprache mit den Gremien die notwendigen Konsequenzen ziehen".