Samstag, 26.02.2022 / 20:29 Uhr

Ukraine: Warum dreht sich in Deutschland gerade der Wind?

Von
Thomas von der Osten-Sacken
Waffenlieferungen
Bild:
Getty Images | Tomas Ragina

Mir scheint, die Bundesregierung hatte als letzten Rettungsanker und etwas paralysiert-panisch gewartet/gehofft/angenommen, dass Kiew schnell fällt. Dann hätte sie sich als ehrlicher Makler aufspielen können, der im Namen von Zivilbevölkerung und um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, in den sauren Apfel beißt, mit Verweis auf die guten Beziehungen nach Moskau, für eine friedliche Lösung zu werben. Reden sei besser als schießen und nun sei Kiew eben gefallen, jetzt müsse man alles tun, damit die Situation sich stabilisiere.

Natürlich wäre Putin darauf sofort eigegangen und dann hätte es irgend einen Friedensgipfel gegeben, mit Zusagen aus Moskau irgendwann freie Wahlen abzuhalten und alles zu tun, damit es der Bevölkerung gut gehe. Klar hätte es ein paar lahme Verurteilungen von wegen Völkerrecht und so gegeben, aber es wäre in etwa das Syrien-Giftgas Drehbuch geworden.

Darum wohl auch all die Hinweise, Kiew fiele in ein paar Stunden. Daraus ist bekanntlich nichts geworden und heute morgen war allen klar, dass die Ukraine als moralischer Sieger dasteht und ihr Präsident sich auch nicht ausfliegen ließ, sondern die Stellung bis zuletzt halten würde.

Den Schuss haben sie alle gehört, deshalb kamen auch heute all die Zusagen für Waffenlieferungen und weitere Unterstützung. In Berlin war man aus bekannten Gründen arg langsam und ist nun auf den letzten Wagen des fahrenden Zuges aufgesprungen mit Raketen und Swift. Nur: International wurde das eben bemerkt. So haben sie jetzt doppelt verloren, fünfzehn oder mehr Jahre so genannte Friedenspolitik liegen in der Tonne und jede/r konnte sehen, dass es nur der äußere Druck war, der sie schließlich handeln ließ.