Sonntag, 13.03.2022 / 22:28 Uhr

Wer ist der neue Chef des Islamischen Staates?

Von
Gastbeitrag von Hossam Sadek

Bildquelle: Wikimedia Commons

Über den neu ernannten Führer Abu al-Hassan al-Hashimi al-Qurashi ist nur wenig bekannt, er gilt aber als noch grausamer und gefährlicher als sein Vorgänger.

 

Vierzig Tage nach der Tötung des »Kalifen« Abu Ibrahim al-Hashimi al-Qurashi hat die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Identität ihres neuen Anführers, Abu al-Hassan al-Hashimi al-Qurashi, bekannt gegeben.

Einem Experten zufolge war Abu al-Hassan al-Hashimi al-Qurashi der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt. Informationen über ihn sind eher spärlich, aber man wisse, dass er »gefährlicher und grausamer« als sein Vorgänger ist.

In einer am letzten Donnerstag veröffentlichten Erklärung bestätigte der Islamische Staat die Tötung von Abu Ibrahim al-Hashimi al-Qurashi, die schon vor mehr als einem Monat von den Vereinigten Staaten bekannt gegeben worden war. Am 3. Februar hatte US-Präsident Joe Biden öffentlich erklärt, der Anführer des Islamischen Staates habe sich während einer Operation von US-Spezialkräften in der Stadt Atma im Gouvernement Idlib im Nordwesten Syriens in die Luft gesprengt.

Nach amerikanischen Angaben habe der »Kalif« seinen Sprengstoffgürtel gezündet, als er erfuhr, dass sich amerikanische Streitkräfte dem Gebäude näherten, in dem er sich mit seinen Wachen aufhielt.

Wenig bekannt

In seiner Erklärung bestätigte der IS die Tötung seines früheren Anführers und die Ernennung von Abu al-Hassan al-Hashemi al-Qurashi als neuen Anführer, auf den sich die verschiedenen Kommandeure der Organisation zuvor geeinigt hatten.

Der neue »Kalif«, nach Abu Bakr al-Baghdadi und Abu Ibrahim al-Hashimi al-Qurashi der dritte in der Geschichte der extremistischen Organisation, ist den Medien relativ unbekannt. Er übernimmt die Führung in einer für den IS schwierigen Zeit, in der er verstärkt den Angriffen der US-geführten internationalen Koalition im Irak und in Syrien ausgesetzt ist.

Da der IS seit Jahren durch sogenannte Tarnprozesse unter Hinzufügung verschiedener Namen und Titeln die wahre Identität seiner Anführer verschleiert, um sie vor ausländischen Geheimdiensten zu schützen, weiß man über den neuen Anführer nur wenig.

Abu al-Hasan al-Hashimi al-Qurashi ist Iraker und trägt den Aliasnamen Zaid al-Iraqi. Während seines Aufstiegs innerhalb der Organisation übernahm er die Positionen des Emirs des Gerichtshofs und des Prinzen des Diwans (einer Art Ministerium) für Bildung. Zu jener Zeit, als der IS große Gebiete in Syrien und im Irak kontrollierte, war er für die Bereiche Justiz und Bildung zuständig, weshalb er auch den Spitznamen »Professor« trägt.

Er ist einer der wenigen überlebenden Anführer der ersten Reihe des Islamischen Staates und stand dem 2019 getöteten Gründer und ersten Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, nahe. Alle Führer der ersten Reihe stammen aus dem Irak und sind innerhalb des IS als »irakische Prinzen« bekannt. Sie verfügen über die Kontrolle der Organisation und leiten die Feldoperationen.

Der irakische Sicherheitsexperte Saif Raad schreibt über den neuen »Kalifen«:

»Die Informationen über den neuen ISIS-Führer bestätigen, dass er einer der Führer ist, welche die Organisation im Irak und in Syrien gegründet haben.«

Abu al-Hassan al-Hashemis zentrale Eigenschaften, erklärt Raad, seien »Wildheit und Grausamkeit«, der noch grausamer und rücksichtsloser sei als sein Vorgänger.

»Nach der Wahl von Abu al-Hassan al-Hashemi wird die Organisation voraussichtlich ihre terroristischen Operationen im Nahen Osten und in anderen Regionen der Welt ausweiten; einerseits, um zu beweisen, dass sie noch existiert, andererseits, um die Aufmerksamkeit auszunützen, die momentan auf den russisch-ukrainischen Krieg konzentriert ist.«

 

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch