Dienstag, 12.04.2022 / 12:04 Uhr

... dass es einfach weiter geht

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Detail aus "Guernica" von Pablo Picasso

"Daß es »so weiter« geht, ist die Katastrophe. Sie ist nicht das jeweils Bevorstehende sondern das jeweils Gegebene." (Walter Benjamin)

Zerschossene Städte, Massaker an Zivilisten, Millionen von Flüchtlingen, Vergewaltigungen durch Soldaten ... und es geht einfach weiter. Tag für Tag. Bald treten Ermüdungserscheinungen auf und gewöhnt man sich an die Nachrichten. So war es auch in Syrien, wo irgendwann die News, dass erneut Krankenhäuser und Kindergärten bombardiert und weitere zehntausende Menschen fliehen musste, einfach keine News mehr waren. Sicher, die Ukraine ist nicht Syrien, wo eh jede/r lieber wegguckte, aber der Effekt dürfte erneut Teil des Kalküls im Kreml sein.

Je länger dieser Krieg dauert und je selbstverständlicher all die Gräueltaten werden, je besser für die russische Regierung, die schließlich auch in Syrien erst nach ihren brutalen Einsätzen zum wichtigen Partner in einem zynisch so genannten Friedensprozess wurde und sich dann gleich die Verhandlungen von Genf nach Astana holte.

Denn so war es in jedem dieser Kriege, der anfänglichen Empörung weicht Abstumpfung und Gewöhnung. Und außerdem: Wenn gezielte Exekutionen von Zivilisten, Angriffe auf Bahnhöfe und das In-Schutt legen ganzer Städte einfach so passieren kann, ohne dass wirklich etwas passiert, dann gehört dies eben zu einer neuen Normalität, die eh immer eine war, zu der gehörte, dass irgendwo auf der Welt ganz übel massakriert, gefoltert, gehungert und vertrieben wird.

Und außerdem: Was kann man schon machen? Das Leben geht weiter und die Toten werden eh nicht wieder zum Leben erweckt, was zerstört ist, ist zerstört und die Welt ist eh ungerecht und das Leben kein Zuckerschlecken.

Dass der Lauf der Dinge genau so ist, wissen sie, die Diktatoren, Autokraten und Halsabschneider sehr genau und nutzen es jedesmal erfolgreich für sich aus. Und jedesmal gibt ihnen die Entwicklung dabei recht. Zu dem ganzen Schmierentheater gehört by the way das "Nie wieder", dass auch jedesmal von irgendwelchen Akteuren beschworen wird, als Bestandteil dazu.