Freitag, 22.04.2022 / 22:33 Uhr

Zehn Euro für "mutige Friedenslogik"

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Erinnert sich noch wer an die Kampagne "Zehn Euro für den irakischen Widerstand"?

Damals wurden nachweislich Gelder gesammelt und dann an Gestalten übergeben, die, wie Ivo Bózic 2004 in der Jungle Worl schrieb, "sich offen zum Terrorismus und zur Zusammenarbeit mit Saddams Ba’athisten bekennt und dabei auch betont, dass ihre »Ziele« nicht nur Soldaten der Besatzungsmächte seien, sondern auch alle Iraker, die mit den Besatzern »kollaborieren«"

Mitunterstützer der Kampagne Werner Pirker von der Jungen Welt, machten nicht einmal ein Hehl daraus und schrieb:

"Es ist tatsächlich Terror, dem sich die britischen und US-Soldaten und auch die ausländischen Zivilverwalter und ihre einheimischen Kostgänger ausgesetzt sehen. Es ist eine in jeder Hinsicht gerechtfertigte Gewalt: die legitime Reaktion auf die völkerrechtswidrige Unterwerfung eines Landes. Der irakische Widerstand ist nicht mehr und nicht weniger terroristisch als es die französische Resistance war."

Einer der damals maßgeblich diese Kampagne vorantrieb, war Joachim Guilliard vom Heidelberger Friedenbündnis, dem es nachweislich vor allem um Frieden mit und für den Schlächter Saddam ging.

Und wo findet sich die Unterschrift dieser Gestalt heute? Unter einem offenen Brief an Bundeskanzler Scholz "Stopp Waffenlieferungen an die Ukraine".

Mit anderen ebensolchen Figuren schreibt Guilliard und die Berliner Zeitung druckt es in voller Länge nach:

"So bitter das Zurückweichen vor völkerrechtswidriger Gewalt auch ist, es ist die einzig realistische und humane Alternative zu einem langen zermürbenden Krieg. Der erste und wichtigste Schritt dazu wäre ein Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine, verbunden mit einem auszuhandelnden sofortigen Waffenstillstand.

Wir fordern daher die Bundesregierung, die EU- und NATO-Staaten auf, die Waffenlieferungen an die ukrainischen Truppen einzustellen und die Regierung in Kiew zu ermutigen, den militär­ischen Widerstand ‒ gegen die Zusicherung von Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine politische Lösung ‒ zu beenden."

Bislang half mir beim Navigieren durch die Untiefen des widerwärtigen Weltgeschehens, dass da wo solche Typen Waffen hinliefern wollen und sei es mit selbst gesammeltem Geld, die Gegenseite jene ist, die, wie Orwell es formulierte, mehr auf der Seite des Fortschritts steht und vice versa.

Jeder, der seine Unterschrift mit diesem Guilliard unter irgend etwas setzt, kumpelt mit einem offenen Unterstützer der fiesesten Halsabschneider von damals. Zugleich fällt auf, dass wie schon 2003 diese Figuren immer dann mit irgendwelchen Appellen und offenen Briefen in Erscheinung treten, wenn es um Unterstützung für irgendwelche Despoten geht, die nur lautstark genug versichern, sie seien gegen Westen, Nato, am besten noch Israel und jene Verfasstheit, die sich affirmativ selbst als bürgerliche Gesellschaft bezeichnet.

Niemals wären sie allerdings damals auch nur auf die Idee gekommen, Saddam Hussein einfach vorzuschlagen, doch die Waffen zu strecken, wie sie es jetzt vom ukrainischen Präsidenten fordern.

Die Junge Welt, die damals die "10 Euro"-Kampagne aus tiefster Überzeugung mitgetragen hat, bewirbt den offenen Brief übrigens mit dieser Überschrift: "Kriegslogik durch mutige Friedenslogik ersetzen!"