Donnerstag, 19.05.2022 / 17:34 Uhr

Kämpfe in Libyens Hauptstadt Tripolis

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Gastbeitrag von Redaktion Mena Watch

Bildquelle: Christian Jacob Hansen, EU Civil Protection

Nach zwei Jahren relativer Ruhe droht die Spaltung zwischen der von der UNO eingesetzten Regierung und Khalifa Haftar die Konflikte wieder ausbrechen zu lassen.

 

Am Dienstag brachen in der libyschen Hauptstadt Tripolis Kämpfe aus, durch die der vom Parlament ernannte Premierminister Fathi Bashagha gezwungen wurde, die Stadt wieder zu verlassen, kurz nachdem er versucht hatte, sich dort zu etablieren. Bashaghas Autorität wird von der von Abdul Hamid Dbeibah geführten Parallelregierung nicht anerkannt, die Tripolis kontrolliert.

Die Kämpfe, bei denen ein Milizionär der Bashagha nahestehenden Brigade 166 getötet wurde, waren ausgebrochen, als der designierte Premierminister die Stadt betreten wollte. Dieser Versuch, die seit zwei Monaten andauernde Pattsituation zwischen den beiden rivalisierenden Regierungen zu beenden, droht die Spaltung zwischen der Regierung und Chalifa Haftar wieder zu vertiefen und den offenen Krieg zwischen den Fraktionen nach zwei Jahren relativer Ruhe wieder ausbrechen zu lassen.

Die Kämpfe am Dienstag brachen in den Vierteln Mansoura und Souk al-Tulath im Nordosten von Tripolis aus, nur Stunden nachdem Bashagha die Stadt erreicht hatte. Im Zentrum hingegen, das nach wie vor unter der Kontrolle von Bashaghas Rivalen Abdulhamid al-Dbeibah stehen dürfte, waren kaum militärische Aktivitäten bemerkbar.

In der Nacht zuvor hatte Bashagha mit verbündeten Milizen im Gefolge versucht, sich Zutritt zum Zentrum der Stadt zu verschaffen; ein Versuch, der schnell auf Gegenwehr durch mit Dbeibah verbündete Truppen stieß, der vergangenes Jahr durch die UNO zum Regierungschef ernannt worden war.

Dbeibahs Büro veröffentlichte eine von The New Arab zitierte Erklärung, dass er auch weiterhin seinen Pflichten als Premier nachkommen werde. Seine Regierung verurteilte Bashaghas Vorgehen und nannte es »den verzweifelten Versuch«, durch den Einsatz bewaffneter Gruppen »Terror und Chaos in der Hauptstadt zu verbreiten«.

Seit dem im Jahr 2011 ausgebrochenen Aufstand zum Sturz des langjährigen Diktators Muammar Muhammad al-Gaddafi ist Libyen kaum zur Ruhe gekommen. Im Jahr 2014 zerbrach das Land unter den Kämpfen der rivalisierenden Fraktionen in einen westlichen und einen östlichen Teil, bevor ein Waffenstillstand im Jahr 2020 die Bildung einer interimistischen Einheitsregierung und eines fragilen Gleichgewichts erzielen konnte, das nun erneut zu kippen droht.