Dienstag, 11.06.2024 / 21:41 Uhr

Al-Jazeera-Journalist hielt israelische Geiseln im Gazastreifen gefangen

Bildquelle: X (Vormals Twitter)

Obwohl es eine Autorenseite von Abdullah al-Jamal bei Al Jazeera gibt und sich Artikel von ihm dort finden, bestreitet der katarische Nachrichtensender, den palästinensischen Journalisten beschäftigt zu haben.

 

Unter den palästinensischen Zivilisten in Nuseirat im zentralen Gazastreifen, aus deren Wohnungen am Samstag vier israelische Geiseln gerettet werden konnten, befanden sich auch ein Journalist des arabischen TV-Senders Al Jazeera namens Abdullah al-Jamal und sein Vater Ahmed, der als Arzt tätig war. 

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) schrieben am Sonntagabend in einer Erklärung auf X: »Nach Untersuchungen durch die IDF und den [Inlandsgeheimdienst] Shin Bet kann bestätigt werden, dass [der Journalist] Abdullah al-Jamal ein Mitarbeiter der Terrororganisation Hamas war, der die Geiseln Almog Meir, Andrey Kozlov und Shlomi Ziv in seinem Haus in Nuseirat gefangen hielt.« Im Familienhaus der al-Jamals seien neben den dort lebenden Familienmitgliedern »auch Geiseln festgehalten worden. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Terrororganisation Hamas die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde benutzt«, hieß es seitens der IDF.

 

Neben Meir, Kozlov und Ziv wurde am Samstag auch die ganz in der Nähe festgehaltene Noa Agramani bei der gewagten Razzia bei Tageslicht befreit.

Al-Jazeera-Journalist

Nach Angaben der in Genf ansässigen Nichtregierungsorganisation Euro-Med, die von dem in Gaza geborenen palästinensischen Finanzexperten Ramy Abdu und Richard Falk, einem scharfen Kritiker des jüdischen Staates und ehemaligen Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für die Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten geleitet wird, wurde der TV-Journalist bei dem Überfall getötet.

»In einem ersten Bericht, welcher die Tötungen durch die israelische Armee im Lager Nuseirat schildert, berichtete @EuroMedHR heute, dass die israelische Armee eine Leiter benutzt hatte, um in das Haus von Ahmed Al-Jamal einzudringen. Die Armee hatte die 36-jährige Fatima Al-Jamal auf dem Treppenaufgang sofort hingerichtet, bevor sie das Haus stürmten und ihren Ehemann Abdullah Al-Jamal und seinen Vater Ahmed vor den Augen seiner Enkelkinder erschossen. Die Armee schoss auch auf [Ahmeds] 27-jährige Tochter Zainab, die dabei schwere Verletzungen erlitt.«

 

Abdullah al-Jamal schrieb für The Palestine Chronicle, wo sein letzter Artikel vor wenigen Tagen am 7. Juni veröffentlicht wurde. Der dort unter dem Namen Abdallah Aljamal geführte Journalist hatte auch eine Profilseite auf der Website des katarischen Nachrichtennetzwerks Al Jazeera, laut der es ihn häufig als Berichterstatter über die Unruhen an der Grenze zum Gazastreifen 2018/19, die von den Palästinensern »Großer Marsch der Rückkehr« genannt wurden, einsetzte.

Der einzige Artikel, der dem Geiselnehmer al-Jamal auf der Al-Jazeera-Seite namentlich als Co-Autor [zusammen mit dem Palestine-Chronicle-Journalisten Ramzy Baroud; Anm. Mena-Watch] zugeschrieben wird, ist ausgerechnet ein 2019 veröffentlichter Meinungsbeitrag über palästinensische Häftlinge in Israel mit dem Titel Geschichten der Folter aus israelischen Gefängnissen.

 

Der leitende Korrespondent des englischsprachigen Ablegers des katarischen Senders, Imran Khan, versuchte das Medienunternehmen von al-Jamal, der auch Sprecher des von der Hamas geführten Arbeitsministeriums in Gaza war, zu distanzieren. »Auch die Nachricht, dass ein Al-Jazeera-Journalist einen der Gefangenen beherbergt, ist völlig falsch. Die betreffende Person, die bei der Razzia zusammen mit ihrer Familie getötet wurde, war früher ein freiberuflicher Journalist. Er hat nie für Al Jazeera Arabic oder English gearbeitet. Er ist ganz sicher in keiner Weise ein Al-Jazeera-Journalist«, schrieb Khan laut i24NEWS.

 

Für die Bewachung der am 7. Oktober 2023 entführten israelischen Geiseln bietet die Hamas palästinensischen Zivilisten bis zu 70 Schekel (rund 17,50 Euro) pro Tag, wie eine befreite Israelin letzte Woche berichtete. Die 75-jährige Ada Sagi war aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt und in einem Familienhaus in Gaza festgehalten worden, bis sie am 28. November im Rahmen eines Abkommens, das die Freilassung von Geiseln gegen einen Waffenstillstand vorsah, ihre Freiheit wiedererlangte. Auf die Frage des israelischen Nachrichtensenders Channel 12 News vom 2. Juni, was eine Familie mit Kindern in Gaza dazu bewegen würde, Juden gefangen zu halten, antwortete die alte Dame: »Geld.«

Al-Jazeera-Verbot verlängert

Am Sonntag unterzeichnete Israels Kommunikationsminister Shlomo Karhi nach einem einstimmigen Kabinettsbeschluss eine 45-tägige Verlängerung des vorübergehenden Verbots der lokalen Aktivitäten des TV-Unternehmens.

Laut dem Minister beruhe die Entscheidung auf aktualisierten Stellungnahmen von Sicherheitsquellen, »die eindeutig besagen, dass die Berichte von Al Jazeera eine echte Bedrohung für die Sicherheit des Staates darstellen« und hält weitere Prolongierungen für möglich. »Angesichts der Schwere des Schadens, den der Terrorsender Al Jazeera der Sicherheit des Staates zufügt, bin ich überzeugt, dass die Verfügungen zu seiner Schließung auch in Zukunft ebenso verlängert werden wie die Zeitspanne, die in jenem Gesetz festgelegt ist, das den Kommunikationsminister ermächtigt, gegen ausländische Sender vorzugehen, die der Sicherheit des Staates schaden.«

Kathi danke Premierminister Benjamin Netanjahu und den Mitgliedern der Regierung »für die Genehmigung der Verlängerung der Anordnungen und ihre geäußerte Verpflichtung, in jeder Hinsicht für die Sicherheit unserer Soldaten und Bürger zu handeln«, ergänzte der Minister. 

Die Genehmigung für die Verbotsverlängerung erfolgte wenige Tage nachdem das Bezirksgericht Tel Aviv am 5. Juni die ursprüngliche Schließungsanordnung von vor einem Monat rechtlich bestätigt hatte. In seinem Urteil setzte Richter Shai Yaniv das Verbot für fünfunddreißig Tage und damit bis zum 8. Juni fest.

Das Gericht erklärte in seiner Entscheidung, »überzeugende, klare und eindeutige Beweise« für »die enge und langanhaltende Verbindung zwischen der Terrororganisation Hamas und dem Mediennetzwerk Al Jazeera« vorgelegt bekommen zu haben, mittels derer die Hamas »ihre Ziele mithilfe des TV-Senders vorantreibt«. Laut Gericht enthielten Al-Jazeera-Sendungen nicht nur »eindeutige Aufforderungen zur Aufwiegelung«, der Sender beschreibe auch »in ›Echtzeit‹ die Positionierung der IDF-Truppen«. So wurde vom israelischen Kabinett am 5. Mai einstimmig für die Knessetvorlage votiert.

Die von ihm geführte Regierung habe »einstimmig beschlossen: Der Hetzsender Al Jazeera wird in Israel geschlossen«, twitterte Premierminister Benjamin Netanjahu damals und dankte seinem Kommunikationsminister. Die Knesset stimmte im April mit 71 zu zehn Stimmen für den Gesetzentwurf, der dem Premierminister die Befugnis gibt, die lokalen Aktivitäten des israelfeindlichen Senders zu verbieten. 

Das Gesetz sieht das Vorgehen des Kommunikationsministers mit Zustimmung des Ministerpräsidenten und der Genehmigung des Kabinetts oder der Regierung gegen einen ausländischen Sender als legitim an, wenn die Sicherheit des Staates beeinträchtigt ist; Premierminister und Kabinett können entsprechende Maßnahme genehmigen. 

Durch diese Vorlage wird den Behörden die Einstellung von TV-Sendern, die Schließung deren Büros in Israel, die Beschlagnahme ihrer Ausrüstung, das Abschalten ihrer Websites sowie der Entzug von Presseausweisen gestattet. So beschlagnahmten Inspektoren des Kommunikationsministeriums bei einer Razzia im Studio des Senders in Nazareth am 9. Mai die Ausrüstung des Fernsehsenders Al-Jazeera.

Das Unternehmen wurde mit finanzieller Unterstützung der königlichen Familie von Katar gegründet und dient seit Jahrzehnten als Sprachrohr jenes Regimes, das den Führern der Hamas, einer von den Vereinigten Staaten, Kanada, der Europäischen Union, Israel und anderen Ländern als terroristische Organisation eingestuften Gruppe, Asyl gewährt. Der arabischsprachige Sender ist berüchtigt für seine israelfeindliche Berichterstattung, seine antisemitische Rhetorik und die Leugnung des Holocaust, auch wenn sein englischer Ableger versucht, westlichen Zuschauern durch einige hochkarätige internationale Moderatoren den Anschein von Objektivität zu vermitteln.

Im Februar entlarvten die Israelischen Streitkräfte Ismail Abu Omar, einen palästinensischen Reporter, der für Al Jazeera im Gazastreifen tätig war, als Hamas-Terroristen. Diese Enthüllung erfolgte wenige Tage nachdem die IDF unter Berufung auf im Gazastreifen beschlagnahmte Dokumente den Al-Jazeera-Mitarbeiter Mohamed Washah als Hamas-Offizier enttarnt hatten. Im Januar legten die IDF Beweise dafür vor, dass zwei im Gazastreifen getötete Al-Jazeera-Journalisten ebenfalls Terroristen waren und mittels Drohnen das israelische Militär mehrfach in Gefahr brachten.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung für Mena-Watch von Alexander Gruber.)