Samstag, 05.10.2024 / 21:34 Uhr

Verstörender Auftritt von UNRWA-Chef Lazzarini

Philippe Lazzarini auf einer Pressekonferenz, Bildquelle: UNIS Vienna

Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks will auf einmal nicht mehr wissen, dass er selbst in Beirut bezüglich des UNRWA-Lehrerstreiks zugunsten eines Hamas-Funktionärs vermittelt hat.

 

Am Dienstagabend hat das iranische Regime erneut Israel mit einem massiven Raketenbeschuss angegriffen. Wie schon im April ist die Bilanz für den Obersten Geistlichen Führer Ali Khamenei, der irgendwo im Land aus Angst vor Israels möglicher Reaktion in einem Bunker sitzt, auch dieses Mal ernüchternd: Nur sehr wenige der knapp zweihundert Raketen erreichten Israel bzw. durchdrangen die Raketenabwehr; auch der Schaden hielt sich in Grenzen.

Bezeichnend daran: Anstatt möglichst viele Juden zu ermorden, was mit Sicherheit die Absicht ist, greift man eine Metropole wie Tel Aviv mit Dutzenden Raketen an, gab es nur einen Toten – und dieser war kein Jude, sondern ein Palästinenser, der in der Nähe von Jericho im Westjordanland von herabstürzenden iranischen Raketenteilen erschlagen wurde. Welch ein Triumph für die selbsternannten Champions der palästinensischen Sache in Teheran!

In den Hintergrund geraten

Angesichts der neuerlichen iranischen Eskalation gerät aber eine Geschichte in den Hintergrund, die durchaus Aufmerksamkeit verdient: Am Montag ging die Nachricht um, dass bei einem israelischen Luftangriff auf die Hafenstadt Tyros der Chef der Hamas im Libanon getötet worden sei. Die Organisation bestätigte den Tod ihres Top-Funktionärs, den sie als »erfolgreichen Lehrer und ausgezeichneten Schuldirektor« pries.

Ein palästinensischer Lehrer und Schuldirektor im Libanon, der noch dazu ein hochrangiger Hamas-Mann war, … könnte es sich dabei vielleicht um … ja, konnte es: Fathi al-Sharif, zu dessen Aufgaben die Koordination der Hamas mit der libanesischen Terrorgruppe Hisbollah gehörte, arbeitete nicht nur als Lehrer und Schuldirektor für die UNRWA, das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen, sondern war gleich auch noch der Chef der nationalen UNRWA-Lehrergewerkschaft.

Dieses Faktum musste die UNRWA eingestehen, auch wenn sie sogleich hinzufügte, dass al-Sharif im März suspendiert wurde und eine Untersuchung eingeleitet worden sei, »nachdem die UNRWA Informationen über seine politischen Aktivitäten erhalten hatte«.

Doch das war freilich nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich gab es zahlreiche Informationen über al-Sharifs »Aktivitäten«: Fotos al-Sharifs inmitten von Hamas-Führern bei Veranstaltungen und Demonstrationen, völlig unverhohlene Terrorunterstützung in zahlreichen seiner Postings in sozialen Medien, Jubel über das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 und so weiter und so fort. UN Watch hat eine umfassende Sammlung der Belege für al-Sharifs Hamas-Mitgliedschaft und seine Terrorverherrlichung vorgelegt.

Was die UNRWA in ihrer ersten Stellungnahme aber verschwieg, war die Zeit nach al-Sharifs Suspendierung im Frühjahr, als Tausende seiner Kollegen aus Protest gegen seine Beurlaubung in Streik traten, zum UNRWA-Hauptquartier marschierten, für Monate die UNRWA-Schulen und andere Einrichtungen im Land lahmlegten und die lokale UNRWA-Leiterin, die Deutsche Dorothée Klaus, bedrohten.

Und auch das ist noch nicht die ganze Geschichte. Der Streik ging erst zu Ende, nachdem niemand Geringerer als UNRWA-Chef Philippe Lazzarini höchstpersönlich nach Beirut reiste und sich mit Vertretern der »Allianz der palästinensischen Kräfte« traf, einem Bündnis extremistischer Gruppierungen, dem auch die Terrorgruppen Hamas und Palästinensischer Islamischer Dschihad angehören.

Was UNRWA-Boss Lazzarini bei seinen Verhandlungen mit den Vertretern dieser Terrororganisationen genau ausverhandelt hatte, wurde nicht bekannt, al-Sharifs Suspendierung allerdings aufgehoben und der Streik beendet. (Hillel Neuer von UN Watch hat die Entwicklung in einer Reihe von Tweets nachgezeichnet.) Im Juni forderte UN Watch Lazzarini ausdrücklich, aber vergeblich, auf, al-Sharif wegen dessen Terrorunterstützung zu entlassen. (Hier spricht Neuer ab Min. 53:25 zu dem Fall.)

Von nichts gewusst

Nach dem Tod al-Sharifs hat die Geschichte nun noch eine letzte Wendung genommen: Jetzt behauptet UNRWA-Chef Lazzarini plötzlich, er habe von al-Sharifs Hamas-Führerschaft im Libanon nichts gewusst und beschwerte sich über israelische Versuche, dem Image der UNRWA schaden zu wollen. Der Skandal bestehe ihm zufolge also nicht in der Anstellung eines Top-Hamas-Mannes, obwohl die UNRWA von dessen Aktivitäten Bescheid hätten wissen müssen, wäre sie daran interessiert gewesen, sondern, dass Israel die Reputation der UNRWA beschmutzen wolle.

Man stelle sich eine staatlich geförderte Organisation in Österreich oder Deutschland vor, die von zahlreichen Terroristen durchsetzt wäre, die teils persönlich an barbarischen Morden beteiligt waren; eine Organisation, unter deren Hauptquartier die Zentrale einer Terrorgruppe entdeckt würde. Dann stelle man sich vor, der oberste Personalvertreter dieser Organisation wäre ein führendes Mitglied dieser Terrorgruppe, wofür es zahlreiche Belege gäbe, worüber die Organisation aber partout nichts wissen wolle. Wie würde Österreich oder Deutschland reagieren? Würden sie diese Organisation weiterhin finanzieren?

Im Fall der UNRWA tun sie genau das. Österreich und Deutschland hatten beide nach dem 7. Oktober Zahlungen ausgesetzt, diese aber mittlerweile wieder aufgenommen, sodass wieder Millionen an österreichischen und deutschen Steuergeldern in die Taschen der UNRWA fließen, mit denen dann Terroristen wie al-Sharif bezahlt werden.

Als »irre« bezeichnete die Bild-Zeitung den Umstand, dass europäische Steuergelder weiterhin der Finanzierung von Terroristen dienen, obwohl man es längst besser wissen müsste. Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch