Wohnungssuche per Matching-App

Tinder für Mieter

Seite 3 – Keine fairen Kriterien
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Dennoch sind sogenannte Bonitätsauskünfte wichtige Matching-Kriterien. Gemeint sind Bonitätsberechnungen von Privatunternehmen, wie sie die Schufa Holding AG oder Creditreform anstellen. Diese Berechnungen haben sich bei Händlern, Banken und Vermietern in Form von Scores als Auskunft über die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden etabliert, bleiben aber wegen der ­Intransparenz der Daten und der Berechnungsformel umstritten. Erst 2018 zeigte die Kampagne »OpenSchufa« der datenkritischen Initiativen ­»AlgorithmWatch« und »Frag den Staat« die Beliebigkeit vieler Bewertungen auf.

Dies sei der eigentliche Missstand, heißt es dazu vom Berliner Mieterverein. Es brauche faire Kriterien zur Ver­gabe von Wohnungen, nicht Ausschlüsse, die etwa lediglich auf Schufa-Einträgen basierten. »Es kann ja schlecht sein, dass eine unbezahlte Handyrechnung verhindert, dass ­jemand einen Mietvertrag bekommt«, sagt Reiner Wild, Geschäftsführer des Mietervereins.

Der sozialdemokratischen oder linken Forderung, Wohnraum dürfe keine Ware sein, sondern gehöre zu den grundrechtlich verbrieften Notwendigkeiten, spricht die Realität Hohn; besonders deutlich machen das Plattformen wie Housy.de. Hier suchen nicht mehr Mieter nach einer Wohnung, vielmehr ­sollen sie auf einem Portal ihre Bewerbungsprofile optimieren – in der Hoffnung, von einem Vermieter als passender Kandidat entdeckt zu ­werden. Schon auf anderen Portalen, wie Immobilienscout24, Wunsch­immo.de oder Vermietet.de geben verzweifelte oder unbedarfte Wohnungs­suchende viele Daten an, von denen sie sich einen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern versprechen.