Kuh bist schuld
Kein Planschbecken für die Kinder, nicht das Auto waschen, und Rosen und Rasen im Garten müssen sehen, wie sie ohne Leitungswasser klarkommen. Das ist in etwa der Inhalt der Verordnungen, die mehrere Kommunen in Ostwestfalen Ende Juni erließen. Nach deren Bekanntgabe schickten prompt die Ordnungsämter ihre Streifen los, um »Wassersünder« aufzuspüren. Ein kleines Luxusproblem im deutschen Dorf? Leider nicht. Denn Wasser wird auch in Deutschland knapper.
Die Hälfte der Treibhausgasemissionen aus der Landnutzung stammt aus der Agrikultur.
Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sagte im ARD-Magazin »Report München« kürzlich, dass er mit sich verschärfenden Konflikten um Trinkwasser rechne. Die Wasserversorgung sei sehr regional, das sei ein Problem für Gegenden, die immer mehr unter Austrocknung leiden. »Ich glaube, wir müssen in Zukunft in der Lage sein, den Ausfall einzelner Systeme dadurch zu überbrücken, dass andere Systeme einspringen«, so Rinke.
Die ersten, denen die Wasserknappheit wirkliche Schwierigkeiten bereitet, sind die Landwirte. In Niedersachsen wurden in diesem Sommer bereits die Wasserkontingente für Bauern verringert. Die Stadt Osnabrück verbot Landwirten und Gärtnereien, Wasser aus kleinen Flüssen zu pumpen. Die Folge: vertrocknete Äcker und Ernteausfälle.
Die Landwirtschaft, genauer: die allgemeine Landflächennutzung ist das Hauptthema des jüngsten Berichts des »Intergovernmental Panel on Climate Change« (IPCC), in Deutschland auch Weltklimarat genannt. Das IPCC, das auf eine maltesische UN-Initiative aus dem Jahr 1988 zurückgeht, ist eine besondere Institution. In ihr geben Wissenschaftler und Experten den Ton an; Politiker, Nichtregierungsorganisationen und Lobbyverbände können die Berichte zwar kommentieren, aber keinen Einfluss auf deren Inhalte nehmen.