Magic Mushrooms als Medizin

Psychedelika statt Psychopharmaka

Seite 4 – Kreativ werden oder warten

Und auch wenn die Entkriminalisierung von Magic Mushrooms in Oak­land und Denver an die Anfänge der Cannabislegalisierung erinnert, betonen Experten die Unterschiede. Der US-amerikanische Psychotherapeut Bruce Tobin sagte dem Nachrichtenportal Bloomberg im Juni: »Der Unterschied zwischen Cannabis und halluzinogenen Drogen ist in etwa so wie der zwischen konventionellen und Atomwaffen.« Er sehe auf absehbare Zeit keine Chance für eine Legalisierung. Andere Experten geben den Pilzen auch keine große Zukunft als Mittel gegen Depression, außer in einem kleinen Einsatzgebiet bei besonders schweren Fällen – und das bedeutet auch ein kleines Geschäft.

Compass Pathways, das Unternehmen, in das Thiel investiert hat, hat nun mit Versuchen an Menschen begonnen. David Nutt, ein Psychiater und Psychopharmakologe, der zeitweise auch für die britische Regierung als Berater arbeitete und mittlerweile im Dienst von Compass Pathways steht, rechnet damit, das Psilocybin 2027 als Medikament für Depressionen zugelassen wird. Da könnte allerdings der Wunsch der Vater des Gedankens sein.

Compass Pathways steht jedoch nicht alleine. Das Center for Psychedelic Research am Imperial College versucht ebenfalls, aus Psilocybin und Psilocybinersatzstoffen Medikamente zu entwickeln. Ob all diese Unternehmen Erfolg haben, steht in den Sternen. Die Fachseite Psilocybin Technology beantwortet die Frage »Wie investiert man in die Psilocybin- (oder Zauberpilz-)Industrie?« zurückhaltend: »Entweder kreativ werden oder warten.« Die entstehende »psychedelische Industrie« bietet Anlegern zwar theoretisch große Möglichkeiten, aber diese Investitionen wären zurzeit nur etwas »für Investoren mit viel Geld und großem Mut.«