Mit dem Rückzug aus ­Afghanistan endet die historische Periode des 
»war on ­terror«

Zeitenwende mit Turban

Mit dem Rückzug aus Afghanistan endet die historische Periode des »war on terror«. Nach dem Abzug aus Kabul wird es vermutlich keine großangelegten Interventionen der USA mehr geben.

Es gibt Gründe für die Ansicht, dass der Sieg der Taliban in Afghanistan eine Zeitenwende und eine historische Zäsur markiert. Und es gibt gute Gründe, den Darstellungen zu misstrauen, die diesen Sieg der Taliban als gleichsam naturhaftes Geschehen schildern, als etwas Unaufhaltsames, als unausweichliche Niederlage für die Hybris des Westens. Wenn die Taliban jetzt wieder Kabul beherrschen, dann bloß, weil man sie aus wachsendem Des­interesse hat gewinnen lassen. Aber das macht die Sache auch nicht besser.

Es gibt nur noch ein wesentliches Problem, das die USA im Nahen Osten hält, die Islamische Republik Iran.

Zum Schluss ist den USA das Schicksal Afghanistans schon so egal gewesen, dass offenbar nur noch der Symbolgehalt des 20. Jahrestags der Anschläge vom 11. September 2001 zählte; bis zum 11. September dieses Jahres sollte der Abzug der US-Truppen vollendet sein. Der im Frühjahr begonnene Abzug war eine offene Einladung an die Taliban, zum Beginn ihrer jährlichen Großoffensive so richtig Gas zu geben. Ein späterer Rückzug bis zum Winter hätte der afghanischen Regierung zumindest eine gewisse Schonfrist verschafft. Aber das war der US-Regierung wohl egal, auch wenn sie vermutlich damit gerechnet hat, die afghanische Regierung werde nicht sofort, sondern frühestens nach ein paar Monaten zusammenbrechen. Die Machtübernahme der Taliban wäre dann womöglich nicht unmittelbar auf den Rückzug der USA zurückgeführt worden und hätte wesentlich weniger Schlagzeilen produziert.

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