Das Kabinett des Grauens
Der Vergessliche
Sein erstes Jahr als Bundeskanzler hat sich Olaf Scholz (SPD) ganz anders vorgestellt. Jedes Mal, wenn Annalena Baerbock in ein »wichtiges Land« (aus einer Dienstanweisung des Bundeskanzleramts) gereist war, musste er alles stehen und liegen lassen, um dort die Wogen zu glätten. »Nein, nein, sie hat das nicht so gemeint. Und sie spricht auch gar nicht für die Bundesrepublik Deutschland. Das tue nur ich«, sagte er den jeweiligen Staats- und Regierungschefs dann stets.
Den letzten Nerv des Bundeskanzlers raubte aber ein übereifriger Staatsanwalt mit CDU-Parteibuch aus Osnabrück, der gegen Scholz gleich drei Verfahren wegen der Veruntreuung von Steuergeldern führte. Nachdem Scholz mit seiner bewährten Erklärung »Ich kann mich leider an nichts erinnern« Freisprüche erwirkt hatte, versuchte der Staatsanwalt, ihn wegen Frühdemenz für amtsunfähig erklären zu lassen. Die Lösung: Ein Attest bescheinigt Scholz, durch den G20-Gipfel 2017 in Hamburg eine Posttraumatische Belastungsstörung erlitten zu haben; diese beeinträchtige zwar seine Erinnerung an frühere Ämter, aber die Arbeit als Bundeskanzler sei die beste Therapie.
Johannes Reinhardt
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