Die deutsche Industrie ist auf Konflikte mit Russland oder China schlecht vorbereitet

Auf die falsche Pipeline gesetzt

Der russische Überfall auf die Ukraine zeigt, wie angreifbar die deutsche Wirtschaft bei weltpolitischen Konflikten ist. Die Bevölkerung soll Opfer bringen, damit die Industrie die Krise übersteht.

Bundeskanzler Gerhard Schröder schwebte Großes vor, als er Anfang des Jahrtausends mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die sogenannte Achse Paris–Berlin–Moskau propagierte. Doch statt Berlin als Hauptstadt einer neuen eurasischen Weltmacht präsentieren zu können, schlitterte Deutschland in die wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland. Putins Überfall auf die Ukraine, der ­zugleich eine Kriegserklärung an den Westen ist, rückte die strategischen Schwachstellen Deutschlands ins Bewusstsein. Für die Realisierung von ­Imperiumsphantasien fehlen dem Land die Rohstoffe, es besitzt keine kriegs­bereiten Streitkräfte, produziert zu exportlastig und hat nicht einmal eigene Flüssiggasterminals, um, da Russland den Gashahn immer weiter zudreht, Energie per Schiff einzukaufen. In Talkshows suchte man Schuldige für die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen, doch schuld sind das dem Kapitalismus innewohnende Profitstreben und der trügerische Glaube, dass kriegerisch ausgetragenen imperialistische Konflikte der Vergangenheit angehörten.

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