Der Personalmangel in der Pflege lässt sich nicht durch Arbeitsmigration beheben

Profitorientierter Notstand

Der Personalmangel in der Pflege lässt sich allein durch Arbeits­mi­gra­tion nicht beheben. Die Arbeitsbedingungen sind so schlecht, dass die Anzahl der Kündigungen die Anzahl der Neueinstellungen übersteigt.

Ob in Altenheimen, der häuslichen Pflege oder in Krankenhäusern – überall fehlt Personal. Um die Gesundheitsversorgung weiter aufrechterhalten zu können, wären Hunderttausende zusätzlicher Pflegekräfte nötig. So bräuchte es nach Berechnungen des Gesundheitsforschers Michael Simon allein auf den Intensivstationen mehrere 10 000 weitere Pflegekräfte. Die für den Gesundheitssektor zuständige Gewerkschaft Verdi sprach für den gesamten Pflegebereich im Krankenhaus ­bereits 2013 von 162 000 Stellen, die besetzt werden müssten. Für die statio­näre Langzeitpflege ermittelt eine umfangreiche Studie des Gesundheits­ökonomen Heinz Rothgang einen Bedarf an 120 000 zusätzlichen Vollzeitpflegekräften.

Der dramatisch wachsende Mangel an Pflegekräften hat Gründe. Es sind vor allem die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Branche, geprägt von überlangen Arbeitstagen, unzähligen Überstunden, mangelnder Mit­bestimmung, hohen psychischen und physischen Belastungen und unzureichender Entlohnung, die dafür sorgen, dass der Pflegebranche das Personal ausgeht. So können sich einer Studie des Unternehmensberatungs- und Wirtschaftsprüfungskonzerns Pricewaterhouse Coopers (PwC) aus dem Jahr 2022 zufolge gerade einmal 30 Prozent der Ärzt:innen und Pflegekräfte vorstellen, ihren Beruf bis zur Rente auszuüben. 72 Prozent der Ärzt:innen und Pflegekräfte, die in leitender Funktion arbeiten, klagen über die hohe körperliche Belastung, 59 Prozent über die hohe psychische Belastung. PwC geht daher davon aus, dass im Jahr 2035 1,8 Millionen Stellen im Gesundheitswesen nicht mehr besetzt werden können – das entspricht einem Anteil von 35 Prozent der Stellen insgesamt.

Eine Studie von Pricewaterhouse Coopers geht davon aus, dass im Jahr 2035 1,8 Millionen Stellen im Gesundheitswesen nicht mehr besetzt werden können.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::