In der internationalen Klimapolitik droht die Förderung der »Anpassung« die Emissionsreduktion zu verdrängen

»Klimaresilienz« statt Klimaschutz

Mit Sultan al-Jaber ist der oberste Ölmanager einer Golfmonarchie Präsident der Klimakonferenz Cop 28. Die Zahl der Regierungen, die den Klimaschutz bremsen wollen, wächst, obwohl die Folgen der globalen Erwärmung immer stärker spürbar werden. Wie unzulänglich internationale Hilfsmaßnahmen sind, zeigt das Beispiel Somalias.

Der von der Uno propagierte »Tag der Umwelt« am 5. Juni ging an den meisten Menschen spurlos vorüber. Für viele Funktionär:innen internationaler Organisationen stand jedoch ein Fototermin an, meist mussten sie getreu dem diesjährigen Motto »Beat Plastic Pollution« ein wenig Müll einsammeln. Repräsen­tant:innen der Uno, der African Union Transition Mission in Somalia (Atmis) und der somalischen Regierung pflanzten nahe der Hauptstadt Mogadischu auch ein paar Bäume im Rahmen des Programms »Regreening Somalia« – zehn Millionen neue Bäume sollen zur »Klimaresilienz« beitragen.

Doch selbst wenn all diese Bäume tatsächlich gepflanzt werden: Sie benötigen Wasser, und das wird knapper. Fünf Jahre lang hatte in Somalia Dürre geherrscht. Daher war der in diesem Jahr im April einsetzende Regen überaus willkommen, doch er fiel vielerorts in katastrophalen Mengen auf völlig ausgetrocknete und nicht mehr aufnahmefähige Erde, so dass mehr als 400.000 Menschen durch Überschwemmungen obdachlos wurden. Und die nächste Dürre dürfte nicht lange auf sich warten lassen.

Wie soll Bargeld bei Wassermangel das Vieh tränken?
Die Somalier:innen leben vor allem von der Viehzucht. Nach einer Schätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten ­Na­tionen (FAO) starben in den Dürrejahren 2021/2022 drei Millionen Tiere, ­wegen Notverkäufen sanken zudem die Viehpreise, während importiertes Getreide erheblich teurer wurde. Die Regierung will nun mit Unterstützung der Weltbank durch erleichterten Zugang zu Märkten und finanziellen Ressourcen eine »Dürreversicherung« ermöglichen – ein Programm namens De-risking, Inclusion and Value Enhancement of Pastoral Economies in the Horn of Africa (Drive), das auch in Djibouti, Äthiopien und Kenia anlaufen soll.

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