Twitter-Dämmerung: Das Ende naht, aber der Ärger geht weiter

Warten auf Tag X

Das Medium. Es wird höchste Zeit, dass Elon sein Spielzeug endlich kaputt macht.
Kolumne Von

Es ist schon erstaunlich, wie lang sich die letzten Tage von Twitter schon hinziehen. Und wie zuverlässig sie mit jedem neuen Musk’schen Skandal ausgerufen werden, also im Sinne von nun sind sie wirklich angebrochen, besagte letzte Tage. Dabei war Twitter schon lange ein unangenehmer Ort, was aber niemanden weiter zu stören schien.

Unangenehm auf Twitter geht so: Irgendjemand äußert einen interessanten Gedanken, also interessant im Sinne von: war bisher noch niemand drauf gekommen. Genauer, äußert ihn in einer Antwort an jemanden zu einem aktuellen Thema. Anstatt nun diesen interessanten Gedanken per Retweet zu verbreiten, schnappt ihn sich irgendjemand mit erhöhtem Aufmerksamkeitsdrang. Sprachlich mäßig geschickt umformuliert, wird dann der Gedanke von jemand anderem als eigener ausgegeben und verbreitet, versehen mit passendem aktuellem Hashtag und zig Fortsetzungen, damit es aussieht, als sei die Erkenntnis noch wichtiger und epochaler und nicht einfach bloß geklaut.

Unangenehm sind auch die vielen Experten-Sein-Woller, die sich mit nicht immer zutreffend übersetzten Tweets aus anderen Sprachen zu profilieren versuchen.

Ein paar Viertelstündchen und hunderte Retweets (plus, selbstverständlich, einige von Nachzüglern ihrerseits geklaute und umformulierte Gedanken) später ist es dann geschafft und irgendeine Redaktion verpflichtet den Gedankenklauer oder die Gedankenklauerin dazu, einen Kommentar oder Artikel zu schreiben, in dem alles noch einmal episch ausgebreitet wird. Jedenfalls im Idealfall, manchmal passiert auch nix, weil irgendein Redakteur (oder eine Redakteurin) schnell selber aus dem Tweet einen bahnbrechenden Kommentar macht, also bahnbrechend für alle, die das nicht schon vorher in zig Variationen auf Twitter gelesen haben, natürlich.

Und so geht das jeden, wirklich jeden Tag. Gut, manchmal auch nicht, aber im Prinzip schon. Dazu kommen noch die vielen Experten-Sein-Woller, die sich mit nicht immer zutreffend übersetzten Tweets aus anderen Sprachen zu profilieren versuchen. Sowie, klar, alle, die vor ewigen Zeiten plakativ zu diesem Mastodon gewechselt waren und an Twitter nur noch via persönlichen Nachrichten teilnehmen. Meistens soll man sich bei denen dann noch rechtfertigen für einen Tweet oder irgendeinen Follower. Jedenfalls, es wird höchste Zeit, dass die letzten Tage von Twitter nun wirklich endlich anbrechen, bitte, danke.