Ein Biss in die Weihnachtsbaumkugel

Apfel der Erkenntnis

Als die Kolumnistin sich einmal vom Glitzer zu einer Handlung verführen ließ, die sie schnell bereute.
Das Medium Von

Schon in normalen Jahren, in denen nicht ein Horror nach dem anderen passiert ist, kommt man nicht umhin, froh darüber zu sein, dass sie nicht bloß enden, sondern das auch noch versehen mit vielen Feiertagen tun. Die natürlich kein Ersatz sind für Sommer und Urlaub am Meer und keine Nachrichten zu gucken, sondern draußen in der Sonne zu sein und schöne Dinge zu tun, selbstverständlich nicht, aber jeder Tag, an dem man am Jahresende einfach nur dasitzen und nichts tun muss, ist ein guter Tag. Zumal, wenn es überall glitzert und glänzt und draußen Schnee liegt, der dafür sorgt, dass die allgemeine Dunkelheit ein wenig heller und hübscher anzusehen ist.

Wobei glitzernde Dinge in aller Regel den großen Nachteil haben, dass sie nicht essbar sind. Heute erzähle ich Euch nämlich davon, wie ich einmal in eine Weihnachtsbaumkugel gebissen habe. Und warum das nicht empfehlenswert ist.

Ein Baum mit roten Kugeln konnte nach Lage der Din­ge natürlich nur ein Apfelbaum sein, und so geschah das, was völlig logisch war.

Wirklich am Stück erinnere ich mich allerdings nicht daran, sondern nur in bruchteiligen Eindrucksblitzen. Vermutlich, weil ich damals noch sehr klein war. So um die zwei Jahre alt, hatte ich aber natürlich schon jede Menge Zähne und konnte bereits laufen, was sich beides nur wenige Minuten später als großer Nachteil erweisen sollte. Außerdem war ich völlig fasziniert von allem, was glitzert und glänzt und schön ist.

Und wie das glitzerte und glänzte und blinkte, was da auf einmal vor mir stand. Und wie interessant es war: ein Baum, auf dem silberne Wunderdinge wuchsen und Lichter und runde rote Kugeln. Und das auch noch drinnen. Ein Baum mit roten Kugeln konnte nach Lage der Din­ge natürlich nur ein Apfelbaum sein, und so geschah das, was völlig logisch war: Drei mutige Schritte nach vorn, ein entschlossener Griff und oh, so ein großer Apfel, und oho, warum knallt der so, wenn man hineinbeißt?

Es folgten ein weinendes kleines Mädchen mit einem blutigem Mund voller Weihnachtsbaumkugelscherben, sehr aufgeregte Erwachsene und die Aufforderung, ­auf den Boden zu spucken, was normalerweise streng verboten war. Sowie eine bis heute anhaltende solide Aversion gegen rote Äpfel. Aber nicht gegen Glitzer, natürlich nicht gegen Glitzer.