Nachruf auf Ulrich W. Sahm, langjähriger Israel-Korrespondent

Homestory #07/24

Wie die Mitglieder der »Jungle World«-Redaktion fühlte sich auch ihr langjähriger Korrespondent Ulrich W. Sahm Israel verbunden. Nun ist er mit 73 Jahren in Bremen verstorben.
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Es ist ja klar, Israel fühlen sich irgendwie alle Mitarbeiter der Jungle World auf ihre eigene Art verbunden. Sie können in Erinnerungen schwelgen an einen Donut in Jerusalem, der das Ende ihres Veganismus einläutete, den edge break mit einem leckeren Dosenbier im Whirlpool in der Negev-Wüste, eine Liebesbeziehung mit einem Israeli, die zwar zu Ende ging, nicht aber die Verbindung zu dem Land, durchfeierte Nächte und kräftezehrende Ausflüge am Toten Meer und viel mehr.

Nicht wenige kamen über die Lektüre der Jungle World und der Konkret, die Texte von Robert Kurz, Hermann L. Gremliza und Wolfgang Pohrt zu einer israelsolidarischen Position; 9/11 markierte für einige den Punkt, an dem sie ihr Unbehagen an linker Islamismusverharmlosung nicht mehr für sich behalten wollten.

Ulrich Sahm war ein Korrespondent, den niemand geschickt hatte und der Hebräisch konnte, was man von vielen seiner in Tel Aviv sitzenden Kollegen nicht behaupten kann.

Dass in der Jungle World gute Berichterstattung zu Israel zu lesen war, verdankte die Zeitung auch Ulrich W. Sahm. Traurig vernahmen die Mitarbeiter dieser Zeitung vorige Woche die Nachricht vom Tod ihres langjährigen Israel-Korrespondenten. Er ist nach längerer Krankheit am 7. Februar im Alter von 73 Jahren verstorben. Zwischen 2002 und 2015 schrieb er zahlreiche Artikel aus der Hauptstadt Jerusalem für die Jungle World. Selbst wenn man in letzter ­Sekunde einen Text brauchten: Uli war zur Stelle, erinnert sich ein ehemaliger Redakteur.

Auch wenn die Zusammenarbeit bereits geraume Zeit zurückliegt, wird hier oft an ihn gedacht. Einer unserer Redakteure hat ihn mal zu Hause in Jerusalem besucht, denn Uli lud gerne Gäste in sein improvisiertes, aber mit allem Nötigen versehenen Korrespondentenbüro im Keller ein. Er war durch und durch überzeugt von der Wichtigkeit seiner Aufgabe als Journalist – ein Korrespondent, den niemand geschickt hatte und der Hebräisch konnte, was man von vielen seiner in Tel Aviv sitzenden Kollegen nicht behaupten kann. Sahm schrieb für unzählige Zeitungen und Magazine, machte Radiobeiträge und in den Fernsehsendern CNN und N-TV sah man ihn häufig als Berichterstatter auf dem Bildschirm. Die ­israelische Sache hat mit seinem Tod einen sehr, sehr guten Freund verloren.