Mittwoch, 11.05.2022 / 12:31 Uhr

Not in Syrien wird immer größer

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bildquelle: Action against Hunger

Infolge des Ukraine-Kriegs und schlechter Ernten im vergangenen Jahr sieht die Zukunft für die Bevölkerung noch düsterer aus als die Gegenwart.

 

Schon jetzt machen sich Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln für die gebeutelte syrische Bevölkerung bemerkbar, denn wie alle Länder des Nahen Ostens ist auch Syrien auf Weizenimporte aus der Ukraine und Russland angewiesen.

Hinzu kommt, dass immer weniger internationale Hilfsmittel ins Land fließen. Ursache hierfür ist, dass Krisen und Hunger weltweit zunehmen, aber auch an der Art und Weise, wie die UN ihre Hilfe in Syrien abwickelt: größtenteils über das Regime zu einem Fantasietauschkurs, der Millionen in Assads Kriegskasse spült.

»Von jedem Dollar, der ausgegeben wird, landen so 51 Cent bei der syrischen Zentralbank, die damit ihre eigenen Devisenbestände auffüllt.«

Eindringlich warnen die Vereinten Nationen deshalb, dass im ganzen Land Menschen bereits gezwungen sind, weniger zu essen als sie dies jetzt schon tun. Laut UNO schwinden die finanziellen Mittel für humanitäre Hilfen. Es fehlten mehr als die Hälfte der für dieses Jahr benötigten Milliardensummen. Amnesty International zufolge können allein im nordsyrischen Idlib zehn von 50 medizinischen Zentren nicht mehr finanziert werden.

Rasante Inflation

Weil schon jetzt die Nahrungsmittelpreise rasant steigen, muss etwa das Welternährungsprogramm die Essensrationen für die Menschen in Idlib, das von syrischen Oppositionsgruppen und der Türkei kontrolliert wird, drastisch kürzen.

»Von den mehr als 400 von der NRC Flüchtlingshilfe befragten Menschen gab nur jeder Zehnte an, die monatlich für Lebensmittel, Miete, Bildung und andere lebensnotwendige Dinge benötigten 206 US-Dollar aufbringen zu können.

Lebensmittel stehen ganz oben auf der Bedarfsliste und gehören für die Mehrheit der von NRC im Jahr 2022 befragten Menschen zu den am stärksten rationierten Gütern. 87 Prozent gaben an, Mahlzeiten ausfallen lassen zu müssen, um andere Lebenshaltungskosten decken zu können.«

Wie katastrophal die Lage ist, zeigen auch die jüngst von UNICEF veröffentlichten Zahlen. Über zwölf Millionen syrische Kinder seien sowohl im Land selbst als auch in den Flüchtlingslagern der Nachbarstaaten auf Hilfe angewiesen.

Angesichts jedweder fehlenden Zukunftsperspektive und weiter steigenden Preise verzweifeln immer mehr Menschen, vor allem in den Binnenvertriebenenlagern im Nordosten des Landes, wo inzwischen jeder fünfte Jugendliche Selbstmord begeht.