Dienstag, 21.06.2022 / 12:31 Uhr

Verhängt

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Kein Christo Kunstwerk: In Kassel vehängtes Bild, Quelle: Facebook

Das nun, niemand konnte es mehr leugnen, wegen Antisemitismus verhängte Bild in Kassel ist zwanzig Jahre alt und wurde schon in Australien, China und Indonesien ausgestellt. Offenbar scheint sich bislang niemand daran gestört zu haben.

Und das ist das Problem: Diese Ikonographie wird weltweit als linke Bildsprache akzeptiert. Nur in Deutschland stößt sie dann auf Widerstand.

Ich kann mir die entsprechenden Reaktionen bestes vorstellen: In Deutschland habe man wahlweise eben einen "Judenknacks" oder die Juden hätten, weil sie den Holocaust für sich instrumentalisierten, hier besonders viel Einfluss.

Nicht Selbstreflektion, sondern "More of the Same" wird in großen Teilen dieser Kreise die Reaktion sein.

Derweil werden sich hierzulande alle bestätigt sehen, die seit Jahren an einer "Normalisierung" arbeiten, also all jene Teile des vermeintlich progressiven Establishments, die es ärgert, dass man in Deutschland (noch) nicht seine ganzen Diskurse so entfalten kann, wie dies anderswo im Westen möglich ist.

"Das Werk wird nun zu einem Denkmal der Trauer ..." heißt es in der Presseerklärung der documenta und es ist dies ein Satz, den ich von all den Fürchterlichkeiten, die da stehen, wohl am fürchterlichsten finde, denn es ist im Gegenteil die völlige Abwesenheit von Trauer, ja eine so manifeste "Unfähigkeit zu trauern", die dies alles auch erst möglich macht.

Nun sprechen sie also alle wieder über Antisemitismus als handele es sich um eine Art unartiges Benehmen bei Tisch, das ein paar pädagogisch gute Ratschläge schon beheben werden, dann auch zeigt sich die israelische Botschaft zufrieden und schließlich leben wir ja in Deutschland, da möchte man sich von der nicht anhören, man habe aus der Geschichte nichts gelernt. Es ist die ganze Verhärtung dieses Betrieb und dessen Funktionsgrundlage, nämlich völlige Ignoranz ist, die am Ende fast noch schlimmer ist als das Abgebildete, das ja nur zum Ausdruck bringt, was anderswo als ganz selbstverständliche linke und kollektive Protestkunst goutiert wird.