Samstag, 15.04.2023 / 12:04 Uhr

Sudan: Putsch der Rapid Support Forces gegen die Armee

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bildquelle: Redress

Einheiten der berüchtigten Rapid Support Forces haben heute strategisch wichtige Gebäude in Khartoum gestürmt. Damit eskaliert ein Konflikt zwischen diesen Milizen und der Armee.

 

Jüngsten Meldungen zufolge kontrollieren die RSF nun auch den Präsidentenpalast:

Sudan's Rapid Support Forces (RSF) on Saturday said they had seized control over the presidential palace, the residence of army chief and the airport in Khartoum, amid reports of clashes between the military and the powerful paramilitary group across the capital.

Tensions between the military, led by army chief General Abdel Fattah al-Burhan, and the RSF, under Mohamed Hamdan Daglo, have escalated in recent months, reaching a boiling point over the past week.

In a statement, the RSF said it had also taken over two other airports, in the northern city of Merowe and El-Obeid in the south, in response to alleged army attacks on its bases.

Eyewitnesses earlier have reported heavy exchanges of gunfire in Merowe, a city in the North State, near the border with Egypt.

"The Rapid Support Forces defended themselves in response to the hostile forces inflicting heavy losses" on the army, the RSF statement said

Die RSF sind eine Miliz, die aus den Janjawid hervorgegangen sind, jener Truppe, die in Darfur so gewütet hat, dass ihr Völkermord vorgeworfen wird. Hinter dem Konflikt stehen Spannungen zwischen dem de facto Staatsoberhaupt, General Abdul Fattah al-Burhan und seinem Stellvertreter, Mohamed Hamdan Daglo, der zugleich Anführer der RSF ist:

Die Eingliederung der berüchtigten RSF in das Militär ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Bildung einer Zivilregierung. Das Militär und die RSF führten zwar im Herbst 2021 gemeinsam einen militärischen Coup an, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern.

Der Streit verzögert den von Machthaber al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung ausgesprochen und sich damit in Opposition zu al-Burhan gestellt. 

Den ursprünglichen Plänen zufolge hätte sich al-Burhan spätestens 2021 aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen. Stattdessen putschte sich das Militär erneut an die Macht und verschob demokratische Wahlen auf unbestimmte Zeit.

In dieser Woche verschob das Militär die Ernennung eines neuen Premierministers und verzögerte die Machtübergabe damit erneut.

Während Ägypten, das im Sudan die Armee unterstützt hinter Burhan steht, setzen Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Hoffnungen auf Daglo zu setzen. Auch wenn die Regierung in Kairo extrem von Geldern aus den Golfstaaten abhängig ist, taten sich in letzter Zeit offene Interessenskonflikte zwischen Riad und Kairo auf. So widersetze sich das Sissi-Regime etwa auch den saudischen Vorstößen zur Wiederaufnahme Syriens in die arabische Liga.

Auch wenn zur Stunde völlig unklar ist, wie der bewaffnete Konflikt ausgehen wird, dürfte schon klar sein, wer erneut den höchsten Preis zahlen wird: Die Bevölkerung des Sudan und vor allem all jene, die 2019 so mutig für Demokratisierung und ein Ende der Autokratie auf die Straße gegangen sind.