Dienstag, 26.12.2023 / 23:51 Uhr

Iran: Exekutions-Weltmeister

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Demonstration gegen Hinrichtungen im Iran in Suleymaniah, Irakisch-Kurdistan, Bild: Thomas v. der Osten-Sacken

Erneut führt die Islamische Republik weltweit mit Hinrichtungen. Iran Journal bezeichnet sie deshalb als 'Weltmeister'.

 

In einem Artikel aus dem Magazin heißt es:

Die Tötungsmaschinerie der Islamischen Republik nimmt immer dann an Fahrt zu, wenn die Weltöffentlichkeit mit Verbrechen in anderen Ländern konfrontiert ist. Der barbarische Angriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung und dessen schreckenerregende Folgen sowie Russlands Krieg gegen die Ukraine schufen den Teheraner Machthabern 2023 „gute Gelegenheiten“, noch mehr Menschen zu töten als in den Jahren zuvor.

Offizielle Statistiken renommierter Menschenrechtsorganisationen über die weltweiten Hinrichtungszahlen liegen für 2023 noch nicht vor. Aber allem Anschein nach wird sich der Iran dabei wieder einen negativen Namen machen. Den Angaben von Amnesty International zufolge hatte das Land 2022 mit 576 der weltweit insgesamt etwa 883 Exekutionen mit Abstand den höchsten Anteil. Amnesty listet dabei die von den Regierungen selbst bekanntgegebenen Zahlen und geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen höher liegen.

Laut der in Norwegen ansässigen Menschenrechtsorganisation „Iran Human Rights“ hat die Islamische Republik allein bis Ende Oktober 2023 mindestens 604 Todesurteile vollstreckt.

Die Menschenrechtsorganisation „Iran Human Right Society“, die sich als „ein Sprachrohr der politischen Gefangenen“ profiliert hat, hat nach eigenen Angaben zwischen dem 22. November und dem 21. Dezember des Jahres 102 Hinrichtungen in den iranischen Gefängnissen registriert.

Wie schon in den Jahren zuvor sind die meisten Todesurteile im Zusammenhang mit Drogendelikten und vorsätzlichem Mord gefallen. Ein Fall erregte am 20. Dezember internationale Aufmerksamkeit: die Hinrichtung von Samira Sabzian Fard. Sie wurde Opfer einer Kinderehe und häuslicher Gewalt: Im Alter von 15 Jahren zur Heirat gezwungen, wurde sie von ihrem Mann misshandelt, bekam mit ihm zwei Kinder und soll ihn vor etwa zehn Jahren mit Unterstützung ihrer Schwester und einer anderen Person getötet haben.

Amnesty International hatte schon im Juni die steigende Zahl der staatlichen Exekutionen als „alarmierend“ bezeichnet. Mehr als zwanzig Prozent der 2023 Hingerichteten stammten aus der Provinz Sistan und Belutschestan. Dort finden seit den landesweiten Proteste nach der Tötung von Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam wöchentliche Demonstrationen gegen das islamische Regime statt, gegen die die Sicherheitskräfte mit aller Gewalt vorgehen.