Samstag, 16.03.2024 / 11:03 Uhr

Deutsche Händler des Todes - Halabja Tag

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Demonstration Überlebender der Giftgasangriffe vor dem deutschen Konsulat in Erbil am Halabja-Tag 2008, Bild: Thomas v. der Osten-Sacken

Am 16.03.1988 griffen irakische Truppen die Stadt Halabja mit Giftgas an. Die Waffen konnte Saddam Hussein vor allem dank deutscher Hilfe herstellen.

Aus einem Artikel des Spiegel vom 12.08.1990:

In Salman Pak am Ufer des Tigris liegt das Forschungszentrum für die Giftgas-Herstellung, in Falludscha werden die Vormaterialien und in Samarra die Giftwaffen hergestellt.

An jedem dieser drei Orte, das steht fest, haben deutsche Firmen entscheidende Aufbau- und Entwicklungsarbeiten für den Tod aus dem Labor geleistet. Wie keine andere Nation hat Deutschland Saddam geholfen, das größte und umfassendste chemische Waffenarsenal der Dritten Welt aufzubauen. Experten schätzen die Produktionskapazität auf mehrere hundert Tonnen Giftstoffe im Jahr.

Versündigt haben sich viele im Irak. In der Exportbilanz des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri stehen die Deutschen beim Verkauf mörderischer Hardware an Bagdad zwar nur an zwanzigster Stelle. Hoflieferanten bei diesem Geschäft sind vor allem die Sowjetunion, Frankreich und China, die den Irak mit Panzern, Kampfflugzeugen und Geschützen aufrüsteten.

Aber kaum ein anderes Land hat den Irren aus dem Nahen Osten so flächendeckend mit hochgefährlichem Zeug ausgestattet wie die Bundesrepublik. Beim Bau von Raketen, die bis nach Israel reichen sollen, und sogar bei der Entwicklung und Produktion einer eigenen Atombombe haben Firmen aus der Bundesrepublik geholfen.

Der Staat mit der viertgrößten Armee der Welt, der in der Rüstung autark werden will, konnte sich auf die größte Exportnation der Welt verlassen. Die Deutschen sind hochgeschätzt als Dozenten im Militärforschungszentrum Saad 16, wo in den letzten Jahren zeitweise 38 deutsche Firmen ausbildeten, sie sind als Ingenieure und Techniker bei der Waffenproduktion in Tadschi und anderswo unverzichtbar geworden.

Seit Jahrzehnten fordern die Überlebenden des Angriffs zumindest eine offizielle Entschuldigung Deutschlands. Die ist bislang ausgeblieben und wird es wohl auch in Zukunft bleiben.