Samstag, 09.03.2024 / 21:11 Uhr

Mit Bildern aus Syrien das Leid in Gaza anprangern

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Auf Sozialen Medien wird man täglich mit Hunderten von Bildern von hungernden und leidenden Kindern aus dem Gazastreifen konfrontiert. Eines stammt ganz sicher nicht von dort, sondern wurde 2014 während der Belagerung des Yarmouk Camps durch die syrische Armee aufgenommen.

 

Der X-User namens "Che Guevara" ist nur einer von vielen, der dieser Tage dieses Bild teilt, um auf das Leid in Gaza aufmerksam zu machen:

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Bildquelle; X

 

Dies ist umso perfider, als damals zwar Palästinenserinnen und Palästinenser verhungerten und unter schlich unfassbaren Bedingungen leben mussten, ihr Schicksal im Westen und ganz besonders in den Kreisen der so genannten Palästinasolidarität niemanden wirklich interessierte. Schließlich waren die, die das Palästinenserlager systematisch aushungerten und bombardierten nicht Israelis sondern die syrische Armee.

Damals schrieb Amnesty International:

"Für die verzweifelten Zivilpersonen ist das Leben in Yarmouk zunehmend unerträglich geworden, sie hungern und sind in einer Abwärtsspirale des Leidens gefangen. Es gibt für sie kein Entkommen", sagte Philip Luther, Direktor der Abteilung für den Mittleren Osten und Nordafrika bei Amnesty International. "Die Zivilbevölkerung ist zum Bauernopfer in einem tödlichen Spiel geworden, über das sie keine Kontrolle haben."

"Die Durchführung wahlloser Attacken auf zivile Gegenden mit Toten und Verletzten ist ein Kriegsverbrechen. Wiederholte Angriffe auf dicht besiedelte Gebiete, in denen die Zivilbevölkerung keinerlei Fluchtmöglichkeiten hat, sind Ausdruck von Skrupellosigkeit und der kaltblütigen Missachtung selbst grundlegendster Prinzipien des humanitären Völkerrechts," so Philip Luther.

 

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Bildquelle: Screenshot Amnesty International

 

In Yarmouk leidet mindestens 60 Prozent der zurückgebliebenen Bevölkerung unter Mangelernährung. Einige Bewohner erzählten Amnesty International, dass sie seit vielen Monaten kein Obst oder Gemüse gegessen hätten. Die Preise sind explodiert, ein Kilo Reis kostet bis zu 100 US Dollar. Außerdem ist seit April 2013 die Stromversorgung des Lagers unterbrochen.

"Syrische Streitkräfte begehen Kriegsverbrechen, in dem sie das Aushungern der Zivilbevölkerung als Kriegswaffe einsetzen. Die erschütternden Schilderungen von Familien, die in ihrer Not Katzen und Hunde verzehren, und von Zivilpersonen, die auf der Suche nach Nahrung von Scharfschützen angegriffen werden, sind mittlerweile allzu gewohnte Einzelheiten der Horrorgeschichte geworden, welche sich in Yarmouk abspielt," sagte Philip Luther.

Wo waren die Demonstrationen damals?

Ausgerechnet auf Al Jazeera erschien im letzten Jahr ein Kommentar, der etwas den Punkt brachte, denn schon seit Jahrzehnten scheint bestätigt, dass Palästinenser, die nicht von Israelis getötet, inhaftiert oder zu Flüchtlingen gemacht werden, ebensowenig auf größeres Interesse oder gar Solidarität stoßen, wie ihre arabischen Schwestern und Brüder, die von irgendwelchen despotischen Regimes niedergemacht wurden und werden.

Since the Syrian civil war erupted in March 2011, more than 500,000 people have been killed by the Syrian regime. The vast majority were civilians. As many as 400,000 Yemenis are believed to have died as a direct or indirect result of the war in that country, with 70 percent of those deaths being of children under the age of five. Earlier this year, 10,000 people were killed and millions were displaced as a result of ethnic violence in West Darfur.

Where were the widespread, angry university protests about the loss of innocent lives in these countries? The response to these deaths – where there has been any at all – has been far more muted. For some reason, they do not seem to evoke the same spasms of moral outrage.

I cannot escape the conclusion that this is because Israel is held to a very different standard.

Auch wenn in solchen Zeiten Zynismus ganz sicher keine adäquate Reaktion ist, fühlt man sich angesichts des Missbrauchs solcher Bilder doch fast benüßigt zu kommentieren, dass sie nun immerhin, wenn auch im falschen Kontext, von der Szene wahr genommen werden.