Mittwoch, 09.10.2024 / 20:30 Uhr

Hamas-Chef Sinwar hat kein Interesse an Deal mit Israel

Yahya Sinwar, Bildquelle: Eramuslim

Der Hamas-Führer hat seine Haltung in den letzten Wochen verhärtet und ist nicht daran interessiert, ein Waffenstillstandsabkommen mit Israel zu erzielen.

Hamas-Führer Yahya Sinwar strebt einen größeren regionalen Krieg an und ist nicht daran interessiert, ein Waffenstillstandsabkommen mit Israel zu erzielen, berichtete die New York Times (NYT) am Freitag unter Berufung auf US-Beamte. In dem Artikel wurde darauf hingewiesen, dass der Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober, der sich vermutlich im weitläufigen Tunnelnetz von Gaza versteckt hält und seit Langem davon ausgeht, dass er den Krieg nicht überleben wird, in den vergangenen Wochen seine Haltung sogar noch verhärtet hat.

Die Hamas hält weiterhin 101 Geiseln fest, darunter 97 der 251 Geiseln, die während des Terrorangriffs am 7. Oktober 2023 entführt wurden.

»Die Hamas hat in den letzten Wochen keinerlei Bereitschaft zu Gesprächen gezeigt, sagen US-Beamte. Sie vermuten, dass Sinwar gleichgültiger geworden ist, da die israelischen Streitkräfte ihn verfolgen und davon sprechen, ihm auf den Fersen zu sein«, schrieb die NYT. »Ein größerer Krieg, der Druck auf Israel und sein Militär ausübt, würde nach Sinwars Einschätzung dazu führen, dass sie ihre Operationen in Gaza zurückfahren müssten, so die US-Beamten.«

Doch obwohl sich der aktuelle Krieg auf einen erweiterten Konflikt mit der Hisbollah im Libanon und einen direkten Konflikt mit dem Iran ausgeweitet hat, bleibt die israelische Front im Gazastreifen aufrecht. Amerikanische Beamte sagten, dass die Misserfolge der Hisbollah und des Irans, Israel zu schaden, ein Zeichen für die Fehleinschätzung von Sinwar sei.

In dem NYT-Artikel wurde darauf hingewiesen, dass einige israelische Beamte die Frage aufgeworfen haben, ob Sinwar überhaupt noch am Leben sei, wobei amerikanische und israelische Beamte bestätigten, dass es seit Monaten keine Anzeichen für sein Auftauchen gegeben habe. Da es jedoch keine eindeutigen Beweise für seinen Tod gibt, wird davon ausgegangen, dass er noch am Leben ist und die Hamas weiterhin anführt.

Sinwar ist verschwunden

Der israelische TV-Sender Channel 12 berichtete am Samstag, dass auch die an den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas beteiligten katarischen Beamten den Familien der Geiseln in den letzten Tagen mitgeteilt hätten, dass Sinwar verschwunden sei: »Sinwar kommuniziert derzeit nicht mit uns. Er ist auch für uns nicht erreichbar und hat keinen Kontakt aufgenommen. Er hat wegen der Attentate aufgehört, Telefone zu benutzen und kommuniziert jetzt mit Papier und Stift, was die Dinge sehr schwierig macht«, erklärten die Katarer den Angehörigen.

Die katarischen Beamten teilten den Familienmitgliedern auch ihren Verdacht mit, dass Sinwar sich sich mit Geiseln umgeben habe und es keine Anzeichen für seinen Tod gebe.

Die Katarer, die enge Beziehungen zur Hamas unterhalten, behaupteten auch, dass die israelische Politik der Attentate eine Einigung erschwere. »Die Tötungspolitik Israels hat das Abkommen verschlechtert. In der Vergangenheit gab es Haniyeh, und er wurde getötet. Jetzt gibt es Khaled Mashal, und mit ihm ist es viel schwieriger als mit Haniyeh«, wurden sie zitiert.

Die Familien der Geiseln erklären jedoch, dass diese Behauptungen aufgrund der engen Beziehungen Dohas zur Terrorgruppe mit Vorsicht zu genießen sind. Sharon Sharabi, der Bruder von Yossi Sharabi, der in Gefangenschaft ermordet wurde und dessen Leiche von der Hamas festgehalten wird, kritisierte die Katarer bei dem Treffen und warf ihnen vor, dass »das Blut unserer Familien an Ihren Händen klebt, weil Sie das Geld an die Terroristen überwiesen haben, aber Sie könnten auch diejenigen sein, die versuchen, die Geiseln zu retten«.

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch