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Eigentlich ist ja die 23 die Zahl, die die Welt erklärt. Doch nichts ist so, wie es scheint. Sondern so: 22 Hintermänner hat die Antifa, darunter auch einen Mitarbeiter der Jungle World. Das jedenfalls glaubt der gemeine Nazi in Berlin. Dessen Verschwörungstheorie geht wie folgt: 22 namentlich bekannte Antifaschisten halten »die Kontakte bis ins Abgeordnetenhaus hinein«, damit »rote Mordbanden jederzeit finanziert werden« können. Die Kontakte reichen »bis hinein ins bürgerliche Lager« und die 22 »Hintermänner« und »Hetzer« sitzen auch noch »in weichen Senatorensesseln« und finanzieren die »Demokratie- und Toleranzvereine der Linken«.
Diese wirre Räuberpistole war am Samstag, den 10. Oktober, bei einer Nazi-Demonstration in Berlin, an der etwa 750 Personen teilnahmen, zu vernehmen. 22 Vor- und Zunamen von Linken wurden durchs Megafon geplärrt. Irgendwie wollten die Neonazis jene Leute für den Anschlag auf einen Nazi-Treffpunkt in Berlin-Niederschöneweide verantwortlich machen, bei dem einer ihrer Kameraden fast ums Leben gekommen war. Dabei hatte sich schon am Abend vorher herausgestellt, dass es keinen politischen Hintergrund der Tat gab. Doch die Demonstration wollte man so kurzfristig nicht mehr absagen und zog den Stiefel vom »linken Mordanschlag« einfach durch, auch wider besseres Wissen. Am 4. Oktober hatten sieben Maskierte zwei Brandsätze auf die Kneipe »Zum Henker« geworfen und bei der Flucht mit ihrem Auto drei Menschen verletzt. Die Täter, so stellte sich heraus, hatten aus Rache gehandelt, weil man ihnen eine Woche zuvor den Zutritt zum Lokal verwehrt hatte. Die Kneipe dient seit Februar als Treffpunkt unter anderem für »Angehörige der Kameradschaft Frontbann 24«, wie das rechte Internetportal Altermedia offenherzig berichtet.
Am Rande des Nazi-Aufmarsches kam es zu Auseinandersetzungen mit linken Gegendemonstranten. Unter den 26 Menschen, die die Polizei festnahm, waren aber am Ende nur vier »aus dem rechten Spektrum«.