Drugchecking in Berlin

Betreutes Ballern

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Juristisch ist der Sachverhalt unklar. Drugchecking stelle keinen Verstoß gegen das Gesetz dar, befand im Juni 1998 das Amtsgericht Charlottenburg, eine Auffassung, dem sich im März 1999 das Landgericht Berlin anschloss. Trotzdem wurden weder auf Bundes- noch auf Landesebene Mittel für ­entsprechende Projekte genehmigt. Harrach sieht politische Gründe dafür. Im Gespräch mit der Jungle World sagt er: »Es liegt in der Angst vor der symbolischen Wirkung, illegale Substanzen einer Art Qualitätskontrolle zu unterziehen. Die so erzeugte Normalität war und ist im Drogenbereich nicht erwünscht.«

Seit den gescheiterten Versuchen der neunziger Jahre gab es allerdings ­keinen Stillstand in Sachen safer use. Einige Projekte beschäftigen sich ­damit, einen vernünftigen und verantwortungsbewussten Konsum von ­Drogen zu fördern – wie zum Beispiel das Berliner Projekt Sonar bei der ­Berliner Drogenberatung Fixpunkt e. V. Rüdiger Schmolke leitet Sonar: »Ich bin selbst Technoparty- und Festivalgänger der ersten Generation und habe sehr viel im Partyumfeld erlebt. Ich bin auch deswegen in die Präven­tionsarbeit gegangen, weil ich in so einem Setting groß geworden bin«, sagt er der Jungle World. Das Projekt bietet Schulungen und Beratung für ­Beschäftigte in der Gastronomie, Konsumentinnen und Konsumenten sowie Infostände in Clubs, an denen zwei bis drei Mitarbeiter an Ort und Stelle beraten und safer use-Materialien ausgeben.

Diese sogenannten Safer-Sniffing-Packs beinhalten Leerkapseln, Alkoholtupfer zum Desinfizieren von Ziehflächen, eine Nasenspülung, eine Hackkarte und Papierröhrchen. »Es ist wichtig, dass es eine allgemeine Kultur wird, beim Ziehen von Drogen Röhrchen nicht zu teilen und keine Geldscheine zu benutzen«, sagt Schmolke. In welchen Clubs das Projekt arbeitet, möchte der 49jährige allerdings nicht verraten. »Wir machen Präventions­arbeit. Wir wollen nicht, dass Politik oder Presse sagten: Da gibt es ein Drogenproblem.« Finanziert wird Sonar seit 2018 von der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit. »Es war ein langer Weg, das zu erreichen. Wir haben für dieses und letztes Jahr Mittel vom Senat zur Verfügung gestellt bekommen«, so Schmolke, »aber die Frage ist natürlich, wie es ab 2020 weitergeht.«