Naomi Alderman parodiert das Patriarchat

Elektroschocker-Girls erobern die Welt

Erst geht die Mikrowelle in Flammen auf, dann das Patriarchat: Naomi Aldermans satirischer Zukunftsroman »The Power« als Thriller-Serie auf Amazon Prime Video.

Als Frau nicht mehr wehrlos sein – Naomi Alderman hat aus dieser Prämisse den Bestseller »The Power« (»Die Gabe«) gemacht. Mädchen und junge Frauen auf allen Kontinenten entdecken mit einem Mal, dass sie Männern körperlich überlegen sind. Ihre Hände funktionieren wie ein Elektroschocker, der Strom fließt direkt aus ihren Fingern. Anfangs ist allen die seltsame Gabe unheimlich, aber schnell begreifen die Teenagerinnen, was die Superwaffe drauf hat.

Barack Obama, damaliger US-Präsident und Streiter für schärfere Waffengesetze, gab auf Twitter eine persönliche Leseempfehlung, sagte aber nicht, was ihm an Aldermans Parabel gefallen hat. Der Roman ist weder ein page-turner noch eine literarische Sensation; mit ziemlich breitem Pinsel wird darin die Zukunft ausgemalt – aber die hat es dann eben in sich. Über weite Strecken liest er sich wie eine feministische Utopie, gegen Ende kippt der Aufstand der Frauen ins Dystopische. Die alte Frage, ob die Welt eine bessere und friedvollere wäre, würden Frauen die Geschicke der Menschheit lenken, geht im Lärm des Schlachtgetümmels buchstäblich unter.

Parodie, die Rollen und Verhältnisse zur Kenntlichkeit entstellt
Diese Pointe wurde häufig kritisiert, zumal manche Szenen direkt aus dem Skript eines revenge porn hätten stammen können. Aber Alderman hat immer wieder betont, dass »The Power« eben kein feministischer Roman, sondern ein Gedankenexperiment ist. Gut ist das Buch als eine Parodie, die die Rollen und Verhältnisse solange verkehrt, bis sie zur Kenntlichkeit entstellt sind.

Anfangs ist allen die seltsame Gabe unheimlich, aber schnell begreifen die Teenagerinnen, was die Superwaffe drauf hat.

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