Serbien streitet ab, Waffen an die Ukraine zu liefern, die Sympathien für Russland sind groß

Zwischen Putintreue und EU-Binnenmarkt

Serbien gilt vielen als verlängerter Arm Wladimir Putins auf dem Balkan, doch will das Land auch die Beziehung zur EU nicht opfern. Die serbische Nähe zu Russland ist vor allem identitätspolitische Folklore, das Land bietet Unterschlupf für Zehntausende russische Oppositionelle und Kriegsdienstverweigerer.

Als im April Geheimdokumente des Pentagons im Internet auftauchten, sorgte das auch in Serbien für Irritationen. Am 12. April hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sie sei an Dokumente gelangt, aus denen hervorgehe, dass den USA zufolge Serbien Waffen an die Ukraine liefere. Serbien lehne es demnach zwar ab, ukrainische Truppen auszubilden, sei aber durchaus bereit, Waffen an die ukrainischen Streitkräfte zu liefern oder habe das bereits getan.

Die serbische Regierung dementierte. Präsident Aleksandar Vučić beteuerte: »Wir werden keine einzige Kugel in die Ukraine oder nach Russland exportieren.« Zwar sei es möglich, dass sich Munition aus Serbien »auf der einen oder der anderen Seite des Schlachtfelds« finden lasse, doch dann handle es sich dabei um Munition, die Serbien zuvor an andere Länder verkauft habe.

Auch Verteidigungsminister Miloš Vučević meinte im russischen Staatsmedium Sputnik, in Serbien produziertes Gerät könne zwar möglicherweise »auf magische Weise im Kriegsgebiet auftauchen«, doch habe das »absolut nichts mit Serbien zu tun«, sondern liege in der Verantwortung anderer Länder. »Jemand will offenbar Serbien in diesen Konflikt hineinziehen, aber wir rücken nicht von unserer Politik ab«, kommentierte er die Berichte.

In Wirklichkeit glaubt in Serbien kaum noch jemand, dass das Land bald der EU beitreten wird.

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