Rammstein leben von der Inszenierung einer Männlichkeit im Kampf gegen die Moderne

Alte Deutsche Härte

Tabubruch als Geschäftsmodell. Was Rammstein und der deutsche Gangsta-Rap gemeinsam haben.

Es wird mal wieder über Rammstein diskutiert. Seit Ende Mai erlebt die aus den neunziger Jahren bekannte Debatte über die Neue-Deutsche-Härte-Band und ihren Frontmann Till Lindemann eine Neuauflage. Der Anlass: Konzertbesucherinnen bezichtigten den Sänger öffentlich des sexuellen Missbrauchs auf Aftershow-Partys. Eine »Kupplerin« ­soll engagiert worden sein, K.-o.-Tropfen seien im Spiel gewesen.

Wie so oft in diesen Fällen wird jetzt von zahlreichen Kommentatoren betont, dass die Unschuldsvermutung auch für prominente Männer wie Lindemann bis zum Beweis der Schuld gelten müsse. Die Verteidiger Lindemanns nutzen die Zeit derweil, um die Glaubwürdigkeit der Frauen zu erschüttern. Unterdessen hat sich der Verlag Kiepen­heuer und Witsch mehr oder weniger kurzentschlossen von dem Teilzeit-Dichter Lindemann getrennt.

Zur Begründung heißt es, man habe nunmehr Kenntnis von einem 2020 gedrehten Pornovideo erlangt, in dem »Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch ›In stillen Nächten‹ eine Rolle spielt«, womit die »von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem ›lyrischen Ich‹ und dem Autor/Künstler« zusammengebrochen sei. Mit dieser Unterscheidung hatte der Verlag die lyrische Verherrlichung von Vergewaltigung lange Zeit gerechtfertigt.

So ganz überzeugend war das angesichts des Gebarens der Bandmitglieder nie: Schon in einem Interview im Jahre 1997 gab der Rammstein-Gitarrist Richard Kruspe an, dass alle Mitglieder während der Gründungsphase der Band »Stress mit Frauen« hatten, dieser sei zu »blankem Hass« ausgeartet. Diese gemeinsame Erfahrung sei die »Urkraft« hinter dem Bandprojekt gewesen.

Schon in einem Interview im Jahre 1997 gab der Rammstein-Gitarrist Richard Kruspe an, dass alle Mitglieder während der Gründungsphase der Band »Stress mit Frauen« hatten, dieser sei zu »blankem Hass« ausgeartet.

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