Mittwoch, 25.07.2018 / 16:08 Uhr

AFD: 'Dezidiert pro Israel'

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Es gibt manchmal Statements in den sozialen Medien, die ganz ungewollt etwas besser auf den Punkt bringen, als lange Artikel und Analysen.

Die Jugendorganisation der AFD in Ostwürttemberg möchte sich deutlich von der NPD distanzieren und tut dies mit folgendem Eintrag:

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Selbst die Diktion noch trifft es: Hier nämlich geht es um eine der zentralen Bruchlinien zwischen Neonazis und den populistischen neuen Rechtsbewegungen. Die NPD sieht sich weiterhin in Tradition der Nazis und pflegt neben einer gegen den Westen gerichteten antikapitalistischen Sprache den szeneüblichen Hass auf Israel, den sie mit den meisten Neonazis teilt.

Anders die die offizielle Line von AFD und anderen neuen rechten Bewegungen und Parteien in Europa, wie die Fidesz in Ungarn oder die italienische Lega. Schon vor Jahren wurde deutlich, dass sie sich dezidiert an die Seite des jüdischen Staates stellten, vor allem auch weil sie in Israel ein Bollwerk und Verbündeten gegen die von ihnen ausgemachte Islamisierung Europas sehen. So kann ein Viktor Orban gleichzeitig in Ungarn gegen die Soros-Stiftung eine Kampagne fahren, die eindeutig antisemitische Züge trägt und wenig später dem Staat Israel seine Solidarität versichern.

Deshalb sollte die Selbstdefinition  der JA beim Wort genommen werden: Sie sind pro-Israel in diesem Sinn und eben für einen nationalen Kapitalismus, was immer das konkret auch sein mag, und unterscheiden sich an diesem Punkt ganz deutlich vom Antizionismus neonazistischer Gruppierungen.

Zugleich schließt diese dezidierte pro-Israel Haltung nicht aus, dass neue Rechte in Europa in antisemitischen Strukturen denken und entsprechende Stereotype bedienen.

In jedem Antizionismus steckt, wie Jean Jean Améry schon vor Jahrzehnten notierte, der Antisemitismus wie das Gewitter in der Wolke, pro-israelische Positionierungen allerdings können dieser Tage, Viktor Orban macht es vor, im Gegenzug problemlos mit antisemitischer Hetze einhergehen.

Ob die Israel-Solidarität der neuen Rechtsparteien auch langfristig Bestand haben wird, ist deshalb noch lange nicht ausgemacht. Werden sie wirklich auf Dauer Israel, das von den meisten Antisemiten eben als  „Jude unter den Staaten“  (Leon Poliakov) identifiziert und pathologisch bekämpft wird, nur als quasi dem "Europa der souveränen Nationen" zugehöriges Bollwerk gegen den Islam betrachten können? Denn nur auf dieser Definition fußt, was die Junge Alternative "pro Israel"-Haltung nennt.

Anti-Soros Plakat in Ungarn
Anti-Soros Plakat in Ungarn