Samstag, 01.05.2021 / 12:57 Uhr

Abzug aus Afghanistan: Friede den Halsabschneidern

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bombenaschlag in Kabul, August 2019

Bild:
Youtube

Im Klartext: Es gab keine Zugeständnisse der Taliban (warum auch?) außer dem Versprechen sie würden keine anderen Halsabschneider und SchulenindieLuftsprenger Hälse abschneiden und Schulen in die Luft sprengen lassen. Kurzum die NATO und die USA verlassen Afghanistan mit eingezogenem Schwanz und überlassen es den Taliban.

Für die USA mögen die materiellen Folgen ja noch beherrschbar sein, die ideellen sind es nicht, für Europa sieht die Situation dagegen ganz anders aus. Auf jeden Fall wird der einen Kapitulation vor Islamisten der nächste Kniefall sicher folgen: Denn die Türkei unter ihrer AKP-Regierung wir in Zukunft viel zu tun haben mit den unzähligen neuen Flüchtlingen aus Afghanistan und viel Geld verlangen, um sie von Europa fernzuhalten.

Nato has begun withdrawing its mission from Afghanistan following a decision by President Joe Biden that will bring US forces home, an alliance official said on Thursday.

Jens Stoltenberg, Nato secretary general, had announced the withdrawal earlier this month, agreeing to remove about 7,000 non-American forces from Afghanistan to match Mr Biden’s decision to pull all American troops from the country starting on May 1.

The path for the US withdrawal was laid by an agreement forged between the Trump administration and the Taliban to end the conflict, under which the Taliban promised not to allow other extremist groups to flourish in exchange for US troop withdrawal.

The deal was supposed to precede substantive talks and an eventual agreement between the Afghan government and the Taliban. But no deal has been reached and a planned peace conference in Istanbul collapsed when the Taliban refused to attend."

Wie es weiter gehen wird, das ist schon jetzt klar, ein Blick in die aktuellen Nachrichten genügt. Erst gestern starben erneut Studentinnen und Studenten bei einem Anschlag: "High school students are among 30 people killed in a car bombing in Afghanistan, local officials say."

Vor ein paar Wochen schrieb Richard Herziger dazu treffend:

Der US-Rückzug aus Afghanistan erinnert auf düsterste Weise an den aus Südvietnam 1975, das anschließend dem kommunistischen Norden in die Hände fiel. Doch damals hatte Washington zur Gesichtswahrung zumindest noch einen “Friedensvertrag” ausgehandelt – auch wenn der kaum das Papier wert war, auf das er geschrieben wurde. Biden hingegen hält es nicht einmal für nötig, sich für den bedingungslosen Abzug aus Afghanistan ein solches Alibi zu verschaffen. Vage Zusagen, die afghanische Regierung weiterhin zu unterstützen und nebulöse Hinweise auf die Fortsetzung von Friedensgesprächen, an denen die Taliban derzeit nicht einmal teilnehmen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der US-Rückzug ohne jede Vorsorge für die Zeit danach beschlossen worden ist. (...)

 

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Nach einem Attentat auf eine Schule, Quelle: Youtube

 

Das erste große außenpolitische Signal, das der neue US-Präsident setzt, steht in diametralem Kontrast zu seiner Ankündigung, den internationalistischen Geist der USA neu zu beleben. Es lautet: Auch nach der Ära Trump geht der Rückzug aus der globalen Führungsrolle der USA und damit die Selbstaufgabe des Westens unvermindert weiter. Für Moskau und Peking bietet das Anlass zu triumphalem Jubel. Nicht nur dient die Kapitulation des Westens in Afghanistan ihnen als neuerlicher Beleg für ihre Überzeugung, dass dieser in unaufhaltsamem Niedergang begriffen sei. In der Hoffnung, nach dem Ende der US-Präsenz doch noch einigermaßen stabile Verhältnisse in Afghanistan zu bewahren, muss sich Washington mit ihnen als potenzielle “Sicherheitspartner” ins Benehmen setzen. (Und das, obwohl der Kreml enge Beziehungen zu den Taliban pflegt und ihnen noch vor Kurzem Kopfgeld für die Tötung von US-Soldaten angeboten haben soll.)