Donnerstag, 27.05.2021 / 10:19 Uhr

Botschaft aus Gaza: Keine weiteren Kriege!

Von
Mohammed Altlooli

In Gaza nach dem Krieg 2014, Bild: UN Photo/Shareef Sarhan

Sollte die Hamas wirklich so populär sein wie es scheint, nachdem sie die Gefühle der einfachen Leuten erregt, dann müsste sie jetzt zu einer Einigung mit Israel kommen, die den Gazastreifen nicht nur wieder zu dem Status zurückbringt, in dem er sich vor dem Krieg befand. Wieso stimmte die Hamas dann einem Waffenstillstand zu, wo doch keinerlei nationale Ziele der Palästinenser erreicht wurden, weder in Jerusalem, noch in Sheikh Jarrah noch was die Blockade Gazas betrifft? Reicht ihr die Popularität, der sie sich jetzt in der Westbank und Jerusalem erfreut, die allerdings auf Kosten der Menschen in Gaza erkauft wurde? Wir wollen klare Antworten, wie sie sich die Zukunft der Menschen in Gaza vorstellt! Wir wollen Resultate, von denen die Menschen in Gaza profitieren, nicht Erklärungen man habe einen Sieg errungen und wir wollen keine solchen Waffenstillstände.

Sprechen wir es aus: Benjamin Netanjahu und die Hamas sind die Verursacher all der Zerstörungen und des Leides, weil sie ihre Posten retten und ihre Reputation verbessern wollten.

Die Legitimität, die die Hamas versucht mit den Opfern von Menschen in Gaza zu erreichen, ist eine Lüge. Als wir unter dem Slogan „Wir wollen leben“ friedlich gegen sie demonstrierten und minimale Versorgung und Infrastruktur forderten, geschah nichts. Im Gegenteil erhöhte sie noch die Steuern trotz israelischer Blockade. Wofür? Für die „Waffen des Widerstandes“, für die die Hamas die Bevölkerung von Gaza zahlen lässt.

So gewann sie jetzt Jerusalem und die West Bank, aber verliert den Gazastreifen, den sie nur mit Waffen und Gewalt regiert. Man mag es von außen nicht sehen, aber es entspricht der Wahrheit. Gerade schrieb mir jemand: „Als die Menschen in Gaza auf die Straße gingen und den Waffenstillstand feierten, jubelten sie nicht irgend einem Sieg zu, sondern feierten das Ende des Sterbens, zerbombter Häuser und getöteter Kinder. Das brachte die Menschen auf die Straße, nicht Unterstützung der Hamas. Unsere Sache ist größer als ihre Führer.“

Warum haben palästinensische Führer wohl solche Angst vor der Bevölkerung, in deren Namen sie sprechen und sogar Kriege führen?

Das ist Botschaft aus Gaza, man muss sie nur verstehen, denn wird sie offen verkündet, droht schwere Repression: Wir wollen keine weiteren Kriege! Wir wollen Frieden und Gerechtigkeit. Wir wollen, dass die Gefangenen frei kommen, aus den israelischen Gefängnissen und den Gefängnissen der Hamas. Wir wollen nicht zurück zu der Zeit vor dem Krieg, sondern in eine bessere Zukunft.

Wie wäre es mit freien Wahlen, fragen viele Menschen in Gaza. Warum haben wir nicht die Möglichkeit über diese Politik, deren Preis wir zahlen, abzustimmen? Aber die Hamas hat Angst vor solchen Wahlen. Da ähnelt die Mahmoud Abbas, der auch gerade Wahlen abgesagt hat. Warum haben palästinensische Führer wohl solche Angst vor der Bevölkerung, in deren Namen sie sprechen und sogar Kriege führen? Wie anders sähe unser Kampf um Gerechtigkeit und Selbstbestimmung aus, wenn unsere Führer gewählt wären und für sich beanspruchen könnten, wirklich im Namen des Volkes zu sprechen?

Der Autor engagierte sich im "Gaza Youth Movement", musste aus dem Gazastreifen fliehen und lebt, nach längerem Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Griechenland, inzwischen als Asylbewerber in Deutschland. Kürzlich veröffentlichte er einen Brief an die wirklichen Freunde der Palästinenser