Rechtsextreme Studentenverbindungen

Kaderschmiede der AfD

Seite 2 – »Vom deutschen Stamm«

In Rheinland-Pfalz sitzt ebenfalls ein rechter Burschenschafter im Landtag. Joachim Paul ist stellvertretender AfD-Fraktionsvorsitzender und Mitglied der »Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks in Bonn«. Der ehemalige Lehrer gehört längst zur ersten Riege und des Landesverbandes. »Herr Paul tritt bei seinen Parlamentsreden aggressiv und rhetorisch zugespitzt auf«, sagt Pia Schellhammer. Er liefere provokant neurechte Argumentationen, betont die parlamentarische Geschäftsführerin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

2011 wollten die Raczeks im rechten Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) mit einer Satzungsänderung durchsetzen, dass nur Burschenschafter werden darf, wer vom »deutschen Stamm« sei. Nicht der Pass, sondern das Blut sollte das Deutschsein bestimmen. »Arierparagraph« wurde der Antrag in den Medien genannt. Infolge der Debatte verlor die DB einen großen Teil ihrer Mitgliedsbünde, von damals etwa 120 deutschen und österreichischen Burschenschaften blieben nur noch 70 übrig. Die völkische Ausrichtung der Bünde in der DB war damit unübersehbar freigelegt.

In Mecklenburg-Vorpommern sammelte der AfD-Fraktionsvorsitzende Nikolaus Kramer seine politischen Erfahrungen im burschenschaftlichen Milieu. Im szeneüblichen Ton verfasste Kramer die Ankündigung zum 23. Pennälertag in Hamburg 2013: Die lieben »Verbandsbrüder in Nah und Fern« verwies er auf das Treffen im Haus der Hamburger Burschenschaft Germania und fand anerkennende Worte für die Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg. Kramer war damals Sprecher des Dachverbands Allgemeiner Pennäler-Ring (APR). Pikant dabei: Kramer war im zivilen Leben Polizeibeamter, obwohl beide Burschenschaften Beobachtungsobjekte des Verfassungsschutzes in Hamburg sind.