Ein Kandidat für das Desaster
Sollte wie vorgesehen am 10. Dezember ein neuer Präsident in Argentinien sein Amt antreten, wäre das ein historisches Datum: Genau 40 Jahre zuvor hatte Raúl Alfonsín als erster demokratisch gewählter Präsident nach dem Ende der Militärdiktatur das Amt übernommen. Zu feiern dürfte es allerdings wenig geben. Alles deutet darauf hin, dass sich die ökonomische Krise, die seit Jahren anhält und zu der sich eine politische gesellt hat, weiter verschärfen wird.
Die Inflationsrate belief sich im Juli auf 113,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, rund 43 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, eine Dürre hat die Agrarexporte einbrechen lassen und die Handlungsfähigkeit des Staats schwindet: Die Reserven der Zentralbank sind im laufenden Jahr drastisch gesunken, so dass der Wertverlust des Argentinischen Peso – und damit ein weiterer Anstieg der Preise – kaum noch abgebremst werden kann.
Im Juli hatte Wirtschaftsminister Sergio Massa vom peronistischen Partido Justicialista (PJ) daher erneut mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) verhandelt. Argentinien steht bei der Organisation in der Schuld, seit Mauricio Macri, Präsident von 2015 bis 2019, im Jahr 2018 ein Abkommen über Kredite in Höhe von 57 Milliarden US-Dollar abgeschlossen hat. Davon wurden bislang zwar nur 44 Milliarden in Anspruch genommen, doch diese belasten die Zahlungsbilanz des südamerikanischen Staats, der die Zahlungsfristen nicht einhalten konnte, weil der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung ausgeblieben ist.
Seit der Vorwahl haben die sozialen Spannungen zugenommen. Plünderungen häufen sich – Bilder, die Erinnerungen an den Staatsbankrott 2001 wecken.
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