USA: Klima, Klasse, Katastrophe

Der Sommer 2023 war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1880. Auf der ganzen Welt wurden Rekordtemperaturen gemessen – in Marokko wurden zum ersten Mal 50,4 Grad Celsius erreicht –, auch der Südwesten der USA gehörte zu den besonders von langen Hitzewellen betroffenen Regionen. In Großstädten wie ländlichen Gegenden hat das extreme Wetter Spuren hinterlassen: mehr Tote, mehr Krankenwageneinsätze als üblich, überbelastete Infrastruktur. Doch die Hitze belastet nicht alle Menschen gleich: Angehörige der Ober- und Mittelschicht können sich in klimatisierten Wohnhäusern, Geschäften und Autos abkühlen, Arme und sozial Benachteiligte sind ihr hingegen schutzlos ausgesetzt.

Fast fünf Millionen Menschen leben im Ballungsraum von Phoenix, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Arizona. Die heißeste Großstadt der USA mitsamt ihren vielen Vorstädten erstreckt sich über ein riesiges Gebiet inmitten der Sonora-Wüste, deren 320.000 Quadratkilometer Fläche bis nach Kalifornien und in das angrenzende Mexiko hineinreicht. Lange Zeit war die Region ein beliebtes Ziel für die sogenannten snowbirds, US-amerikanische und kanadische Pensionäre, die sich in den kalten Wintermonaten in den Süden der USA begeben, um die milden Winter zu genießen.

Mit der Verbreitung erschwinglicher Klimaanlagen wuchs die Bevölkerung des einstigen Erholungsziels schlagartig, denn sie machten den ganzjährigen Aufenthalt in einer Region, in der die sommerlichen Höchsttemperaturen sich oft um die 40 Grad Celsius bewegen, wesentlich erträglicher. Lange Zeit waren die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Kalifornien niedrig, aber auch die niedrigen Steuern und der hohe Privatisierungsgrad öffentlicher Dienstleistungen machte Phoenix zu einem beliebten Ziel von Binnenmigration, die den dort gegründeten oder dorthin umgesiedelten Unternehmen folgte.