In Berlin organisieren sich interne Kritiker der Wohnungsgenossenschaften

Genossen der Bosse

Wohnungsgenossenschaften gelten als dem Gemeinwohl verpflichtete Vermieter. Doch einige ihrer Vorstände haben immer wieder Partei für Vermieterinteressen ergriffen – so der Vorwurf von genossenschaftsinternen Kritikern.

Im Alltag sei er mit seiner Genossenschaft sehr zufrieden, sagte Markus Metzger der Jungle World. »Schockiert« war er allerdings »über die Beiträge in der Mitgliederzeitung während der Debatten über Mietendeckel und Vergesellschaftung«. Plötzlich seien Gemeinwohl und günstige Mieten, die immer »stolz präsentiert werden, kein Thema mehr«. Stattdessen habe man sich »an die Seite der schlimmsten Vermieter Berlins« gestellt.

Der Zweck von Genossenschaften soll sein, ihren Mitgliedern günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Sie gelten deshalb als soziale Vermieter. Bei wohnungspolitischen Auseinandersetzungen zeigte sich jedoch immer wieder, dass insbesondere große Genossenschaften mitunter mieterfeindliche Positionen vertreten. Zum Beispiel klagten vier Vorstände von Berliner Genossenschaften, darunter zwei der größten, 2021 gegen den sogenannten Mietendeckel des damaligen Senats aus SPD, Linkspartei und Grünen. Auch gegen den Volksentscheid »Deutsche Wohnen&Co enteignen« haben einzelne Genossenschaften mit Plakaten Stimmung gemacht.

Von den 1,64 Millionen Mietwohnungen in Berlin gehören dem Land Berlin 358.000. Danach kommt nach Angaben des Tagesspiegels Vonovia als größter privater Vermieter mit 136.000 Mietwohnungen. Den Genossenschaften gehören etwa 11,5 Prozent der Mietwohnungen. Insgesamt sind das knapp 190.000 Wohnungen, die sich aber auf rund 80 Genossenschaften verteilen.

»Zu oft sehen sich Genossenschaften als normales Immobilienunternehmen mit Renditezielen.« Thomas Schmidt, »Genossenschaft von unten«

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