Wie sich Jan Marsalek dem russischen Geheimdienst andiente

Zweitkarriere beim GRU

Schon während seiner Zeit in der Geschäftsführung von Wirecard knüpfte Jan Marsalek lukrative Kontakte zu russischen Geheimdiensten. Das half ihm, sich nach seiner Flucht nach Russland 2020 eine neue Existenz aufzubauen.

Seinen 44. Geburtstag beging Jan Marsalek am 15. März, dem ersten von drei Wahltagen, an denen russische Staatsangehörige aufgerufen waren, einen neuen Präsidenten zu wählen, de facto also Wladimir Putin ihre Stimme zu geben. Ob der gebürtige Österreicher für eine weitere Amtszeit des russischen Präsidenten gestimmt hat, ist unbekannt. Aber er hätte vermutlich wählen können, denn er hält sich nicht nur in Russland auf, er nutzt sogar russische Ausweisdokumente gleich mehrerer real existierender Personen.

Die wegen schweren Betrugs international zur Fahndung ausgeschriebene ehemalige Nummer zwei des insolventen deutschen Finanzdienstleisters Wirecard hat ein ureigenes Interesse am Fortbestehen der Machtverhältnisse in Russland. Dort darf Marsalek sich nicht nur in Sicherheit vor in mehreren Ländern gegen ihn eingeleiteten Strafermittlungen wiegen, auch sein heutiges Geschäftsmodell hängt an der Stabilität des russischen Regimes. Noch während Wirecard erfolgreich im Geschäft war, hatte sich Marsalek, wohl gedeckt von russischen Geheimdiensten, eine zweite Existenz aufgebaut.

Für Geldwäsche und das Versenden von Geld beispielsweise zur Finanzierung militärischer Auslandseinsätze Russlands war Marsalek ein geeigneter Partner.

Marsalek setzte sich im Juni 2020 über Belarus gen Russland ab. Die britische Tageszeitung Financial Times veröffentlichte damals ein Dossier über den Wirecard-Manager mit brisanten Angaben, die nähere Kontakte Marsaleks zum russischen militärischen Nachrichtendienst GRU vermuten ließen. Anfang März dieses Monats gab die russische Investigativplattform Insider weitere, in aufwendiger Recher­chearbeit gemeinsam mit dem Spiegel zu Tage geförderte Details aus Marsaleks Werdegang preis.

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