Mittwoch, 29.08.2018 / 11:41 Uhr

»Knud gegen Böse«, Teil acht - Rein in die Klinik, raus aus der Klinik. And repeat.

Von
Knud Kohr

Es gibt Nächte, nach denen man zwei Tage braucht, um sich von ihnen zu erholen. Oder auch drei. Mindestens. So eine Nacht erlebte ihr Scooterman zwischen letztem Sonntag und letztem Montag. In dieser speziellen Nacht wurde er gleich zwei Mal in die Schlossparkklinik eingewiesen. Und wieder entlassen.

 

Ende der letzten Woche schien der Sommer seine Herrschaft in diesem Jahr zu beenden. Mehrere Tage hintereinander konnte er die Temperaturen nur noch für wenige Mittagstunden knapp über dreißig Grad drücken, und irgendwann kurz nach  21 Uhr brach die Dunkelheit über Charlottenburg hinein.

 

Am vergangenen Sonntag wurde der Blogger Ihrer Herzen von einem Anflug ungesunden Ehrgeizes angefallen. Am Nachmittag hatte der Sommer offenbar beschlossen, eine Schlusspirouette zu drehen, bevor er dem Herbst das Wettergeschehen überlassen wollte. Doch egal, wie wirr es Ihrem Blogger auch zwischen den Ohren wurde, er wollte das Wochenende nicht beenden, bevor er nicht noch ein bisschen was weggebloggt hatte.

 

Nicht die beste Idee für einen 52 Jahre alten Mann, der seit 16 Jahren an Multipler Sklerose leidet. Wie sich im weiteren Verlauf des Abends noch deutlich zeigen sollte.

 

Nach dem letzten Satz beschloss er, den Text über Nacht reifen zu lassen, und ihn erst am nächsten Morgen in die Weiten des Internet zu entlassen.

 

Plötzlich merkte er: Er war so weit in seinem Handrollstuhl nach vorne gerutscht, dass er schon fast davor lag.

 

Also versuchte er, sich mit beiden Armen in eine sitzende Position hoch zu drücken. Was allerdings nicht gelang. Scheinbar hatte das letzte Aufbäumen des Sommers seine Muskeln in Pudding verwandelt. Nach drei weiteren Versuchen gab Ihr Blogger auf. Er drückte den Hinterkopf gegen die Rückenstütze des Rollstuhls, stemmte seine Fersen in den billigen Bodenbelag und bemühte sich, nicht allzu jämmerlich zu wirken. Was natürlich nicht gelingen konnte, wenn man in derart beklagenswertem Zustand vom Hilfsdienst gefunden wird. Naja, immerhin hatte er nicht begonnen zu heulen Und auch am Daumen lutschte er nicht.

 

„Was ist denn mit Ihnen los?“

 

Die Hilfskraft merkte schon mit dem ersten Blick, dass zügige Hilfe nicht schaden konnte. Also alarmierte er einen Fahrdienst. „Ist besser so“, entschied er. „Wenn ich sie einfach ins Bett hebe, habe ich die ganze Nachtschicht lang keine Ruhe.“

 

Eine Viertelstunde später wurde Ihr Blogger also von einem Wagen mit zwei kräftigen jungen Männern abgeholt. Dass er dem Mann am Steuer seinen Geldbeutel gab, schien zunächst logisch zu sein. Denn der wollte natürlich nicht das Geld, sondern nur die Versicherungskarten und den Schwerbehindertenausweis Ihres Bloggers. Dass dort auch die Schlüssel lagen, schien momentan noch bedeutungslos zu sein.

 

In der Klinik wurde Blut abgenommen und einige Reaktionstests gemacht. Die belegten, dass ihr Blogger weder einen Schlaganfall noch einen Herzinfarkt erlitten hatte. Also konnte man ihn wieder nach Hause fahren. Eigentlich.

 

Doch da fiel auf, dass im Geldbeutel auch die Wohnungsschlüssel gewesen waren. Da die Nachtschicht des Hilfsdiensts sich nicht überzeugen ließ, von ihrer Wohnung in Reinickendorf um zwei Uhr nachts mit den Reserveschlüsseln nach Charlottenburg zu kommen, hieß es für Ihren Blogger: Zurück in die Klinik. Dort warteten vier Stunden unruhiger Schlaf auf ihn. Immerhin.

 

Um sechs Uhr morgens war Schichtwechsel. Dabei fiel einem der beiden Fahrer auf, dass er ein Schlüsselbund zu viel in der Tasche hatte. Den Bund dieses Bloggers hier nämlich.

 

Und so kann der diesen Text mit einer alten Drehbuchautoren-Weisheit beenden: In the end, everything is allright. If not everything is allright, it´s not the end.“