Montag, 31.05.2021 / 13:05 Uhr

'Iran muss man mit Ruine reimen'

Von
Detlef zum Winkel

Esmail Khoi, Bildquelle: Facebook

Im Londoner Exil verstarb am 25. Mai der iranische Schriftsteller Esmail Khoi im Alter von 83 Jahren. Von ihm stammt das berühmte Gedicht „Rückkehr nach Borgio Verezzi“, in dem er - bereits 1984 - die Katastrophe der Mullah-Herrschaft beklagt. In den achtziger Jahren ließ Ayatollah Khomeini tausende von Oppositionellen hinrichten.

Das Gedicht ist von bestürzender Aktualität. Einer der Hauptverantwortlichen für jene Massaker, von denen Esmail Khoi spricht, geht als Favorit in die iranische Präsidentschaftswahl am 18. Juni. Es handelt sich um den gegenwärtigen Justizchef Ebrahim Raisi. Er wird, wenn nicht noch irgendein Wunder geschieht, der Nachfolger Rohanis.

Das Iran Journal hat einen Nachruf auf Khoi zum Anlass einer ausführlichen Rezension seines Gedichts genommen, das dort auch übersetzt wurde. In einer Strophe heißt es:

"Ich sage:

                       “Nein! Meine verbitterte Schwester, nein!

                                   Iran muss man nur mit Ruine reimen

                                               nur mit Ruine.

Und dann erschreckte ich wieder die Großmutter.

            Ich sagte:

                        “Letzte Nacht träumte ich wieder vom letzten Imam:

er hatte keinen Kopf;

und sein Hals

war eine Fontäne, aus der Blut herausspritzte,

            kein Zweifel, Zoljenah war sein Pferd ,

                        und Zolfaqar sein Schwert;

Und keinen

            von seinen unzähligen Jüngern

                        hielt er für aufrichtig und ehrlich;

                                   Und der Blitz seines Schwertes

                                               erhellte immer wieder

die angstzerfressenen, dunklen Horizonte,

                                                                        geräuschlos aufflammend;"