Freitag, 28.05.2021 / 16:45 Uhr

Wahlfarce in Syrien: Nur 95,1% für Assad

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Bild:  Hajo Saad, Syrilution Creative Arts

 

Die einzige Frage bei den Wahlen in Syrien war: Wieviel Prozent werden es? Alles unter 90% ginge gar nicht. 100% mit denen sich z. B. Saddam bei seinen letzten Wahlen 2002 hat bestätigen lassen, ging auch nicht. Man hat sich auf 95,1 geeinigt.

Bashar al-Assad has been re-elected for a fourth term as president of war-torn Syria with 95.1 percent of the votes cast in government-held areas, official results have shown, after a vote dismissed by the opposition and Western powers as a sham.

Wednesday’s controversial presidential vote was the second since the beginning of Syria’s uprising-turned-war a decade ago, a conflict that has killed hundreds of thousands of people, forced millions to leave the country and wrecked its infrastructure.

Kurzvideos wie diese Wahlen genau aussahen, wo die Wähler schon mal die fertig angekreuzten Zettel in die Hand gedrückt bekommen haben, kursieren derweil überall im Netz, während sich andere fragten, woher wohl das Regime all das Geld genommen hatte, um Damaskus und andere Städte unter Kontrolle des Regime quasi mit Wahlplakaten zuzupflastern.

 

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Bild: Facebook

 

Über den Rest dieser Farce schreibt Till Küster treffend:

Wenn in Syrien Wahlen sind, dann werden die Menschen gezwungen, ihre Wahlzettel in die Kamera zu zeigen, Armee-Angehörige machen das Kreuz mit ihrem eigenen Blut und der Großteil der Vertriebenen kann gar nicht zur Abstimmung gehen.

Wie man dem Foto entnimmt, stimmt der Kriegsverbrecher Assad für sich selbst in der Stadt Douma, nahe Damaskus. Douma wurde im Krieg von der syrischen Armee jahrelang belagert, ausgehungert, mit Chemiewaffen beschossen, bis 2018 Zehntausende die Stadt verlassen mussten.

Unter anderem der Iran, Russland und Belarus haben Wahlbeobachter nach Syrien geschickt, um sicher zu gehen, dass alles seinen sadistischen, kriminellen Gang geht, während in den Gefängnissen die Leute gefoltert werden. 130.000 Menschen sollen es sein, die verhaftet wurden, oder verschwunden sind. Man weiß es nicht, auch weil die internationale Gemeinschaft keinen Zugang zu den Haftanstalten bekommt.

Warum die ganze Inszenierung? Nun, Assad wird sich weitere 7 Jahre bestätigen lassen, die neu aufgenommenen Beziehungen zur arabischen Liga weiter ausbauen und sich gegenüber dem "Verfassungsprozess" der UN in Genf als wiedergewählter Staatschef präsentieren, an dem kein Weg vorbei führt.

Unterdessen bereitet Dänemark erste Abschiebungen nach Syrien vor und die Union hat vor Monaten den Abschiebestopp nach Syrien gekippt. Wohin das alles führt, kann man sich ausmalen. Das Ganze fällt unter dem größten Wunsch der EU seit 2011: der "Stabilisierung" der Krisenregion Nahost.