Eine geplante Corona-App soll Daten dezentral speichern

Vier gegen eins

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Mit dem Funkstandard Bluetooth Low Energy sendet ein Telefon regelmäßig eine Kennung, die von den umliegenden Telefonen bemerkt wird. So enthält jedes Telefon eine Liste der Kennungen sämtlicher anderer Telefone, die sich in der Nähe befanden. Die Kennung wird alle paar Minuten verändert, damit sie später nicht auf eine bestimmte Person zurückgeführt werden kann.

Erfährt eine Person, dass sie infiziert ist, teilt sie dies der App mit, welche nun alle genutzten Kennungen im Internet veröffentlicht. Alle anderen Apps schauen regelmäßig nach, ob sie in Kontakt zu einer der veröffentlichten Kennungen standen, und geben im Fall des Falles Alarm. Dieses System ist so datenschutzfreundlich ausgelegt, dass sogar Sprecher des Chaos Computer Clubs wie etwa der IT-Sicherheitsberater Linus Neumann den Einsatz einer solchen App gutheißen, wenn sie korrekt verwirklicht wird.

Daran arbeiten mehrere Gruppen, unter anderem ein internationales Konsortium, das einen Standard namens Pepp-PT entwickelt, was für »Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing« steht. Apple und Google haben passende Bluetooth-Schnittstellen für ihre mobilen Betriebssysteme angekündigt, und voraussichtlich könnten die ersten Apps Ende Mai zur Verfügung stehen.

Ob die Apps die in sie gelegten Hoffnungen erfüllen können, hängt zum einen davon ab, ob ­genügend Menschen freiwillig eine solche App auf ihrem Telefon installieren, und zum anderen davon, in welchen Prozess eine solche App eingebettet ist, also zum Beispiel was geschieht, wenn eine Person einen Alarm erhält. Das und allerlei technische Details sind Gegenstand von Streitigkeiten, die solche Apps auch nach ihrer Einführung noch längere Zeit begleiten dürften.

4. Quarantäneüberwachung
Wer vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt wurde, muss diese auch einhalten und riskiert bei Verstößen Bußgelder und die zwangsweise Unterbringung in einer Isolierstation. In mehreren Ländern werden deshalb Apps oder Armbänder zur Kontrolle des Standortes verwendet. So hat die Regierung Polens eine App lanciert, die Personen mehrmals täglich auffordert, ein Selfie von sich zu machen und so zu beweisen, dass man sich zu Hause aufhält. Bleibt das Selfie aus, schaut die Polizei vorbei.

Dementsprechend harsch fiel die Kritik aus, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im ZDF eine App zur Quarantäneüberwachung ankündigte. Allerdings soll die deutsche Quarantäne-App »keine elektronische Fußfessel« werden, schreibt Anke Domscheit-Berg, die für die Linkspartei im Digitalausschuss des Bundestages sitzt, in ihrem Blog. Vielmehr gehe es darum, dass derzeit alle Menschen in Quarantäne zweimal täglich vom Gesundheitsamt angerufen und nach Symptomen und Gesundheitszustand befragt würden. Dies soll künftig per App geschehen, um die Gesundheitsämter zu entlasten.