Kenneth Anger, dunkle Lichtgestalt des West Coast Underground

Mit seiner Nähe zur okkulten Messe und dem Hang zu Überschreitungen war Angers West Coast Underground das absolute Gegenbild zu Andy Warhols coolen observatorischen Anordnungen, die der Filmemacher verachtete.
Kenneth Anger starb zum ersten Mal vor 56 Jahren. »Kenneth Anger, Filmmaker, 1947–1967«, so war es am 26. Oktober 1967 in einer Todesanzeige in der Village Voice zu lesen. Hintergrund seines selbstproklamierten Ablebens als Filmemacher war das mysteriöse Verschwinden einiger Rollen Zelluloid seines ein Jahr zuvor begonnenen Werks »Lucifer Rising«.
Anger, Pionier des amerikanischen Underground-Films und Vorreiter des queeren Kinos, hatte Zeit seines langen Lebens ein starkes Faible für Inszenierungen, Beschwörungen und Selbstmythologisierungen. Dazu gehörten der sprechende Name »Anger« (Zorn), den sich der als Kenneth Wilbur Anglemyer Geborene zulegte, und seine Behauptung, als Kinderdarsteller in Max Reinhardts und William Dieterles Verfilmung von »A Midsummer Night Dream« (1935) mitgewirkt zu haben, was sich allerdings nie belegen ließ, wie auch das eindrucksvolle »Lucifer«-Tattoo, das er auf seiner Brust trug und gelegentlich auch den Kameras präsentierte.
»Making a movie is casting a spell« – so umriss Kenneth Anger einmal seine Idee vom Filmemachen. Film sei ein »böses Medium« und der Tag, an dem das Kino erfunden wurde, sei ein schwarzer Tag für die Menschheit gewesen. Anger verstand das nicht als kulturkritische Klage, sondern ganz basal. Er betrachtete das Kino von seinen Ursprüngen her, als die »fotografische« Abbildung noch an die Vorstellung vom Stehlen der Seele gekoppelt war. Illusion, Magie, Ritual, Halluzination und Traum waren für ihn essentielle Begriffe.
Film sei, so Kenneth Anger, ein »böses Medium« und der Tag, an dem das Kino erfunden wurde, sei ein schwarzer Tag für die Menschheit gewesen.
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