In Berlin wurde über eine mögliche Querfront zwischen Islamisten und Linken sinniert

Mit Islamisten reden

Der Berliner Stadtteil Friedrichshain ist bekannt für die Häuserkämpfe in den neunziger Jahren. Einzelne Hausprojekte sind aus dieser Zeit übrig geblieben. Waren sie einst der Versuch, Freiräume zu gestalten, wurde jüngst in einem dieser Projekte über eine mögliche Querfront mit den Feinden der Freiheit diskutiert.
Raucherecke Von

Berlin-Friedrichshain, an einem Freitagabend. Im Stadtteilladen Zielona Góra hatte man sich entschieden, am 24. November Räume für einen Vortrag über die Möglichkeit einer Querfront von Islamisten und linksradikalen Kräften zur Verfügung zu stellen. Eingeladen hatten eine Gruppe, die sich als »Revolutionäre Linke« bezeichnet.

Es war der dritte Anlauf. Zuvor hatten bereits der Mehringhof und das Neuköllner Hausprojekt H48 nach Hinweisen aus der Öffentlichkeit den Veranstaltern die Räume entzogen. Offenbar waren die Organisatoren mit falschen Titelangaben an diese herangetreten. Die Veranstalter hingegen beklagten online einen »rassistischen Shitstorm« von »sogenannten Antideutschen« als Grund der Raumabsage. Die Möglichkeit, dass nicht jeder so hart auf den Kopf gefallen ist wie sie, zog man nicht in Betracht.

Der »ägyptische revolutionäre Sozialist« Hossam el-Hamalawy durfte nun also in einem der noch übriggebliebenen Hausprojekte am Boxhagener Platz über die Frage dozieren, ob es für linksradikale Kräfte generell und im Besonderen in Anbetracht des gegenwärtigen Israel-Gaza-Kriegs nicht sinnvoll wäre, sich mit Islamisten zusammenzutun.

Überhaupt wurde sehr allergisch auf die Frage reagiert, warum um alles in der Welt in einem linken Raum, der einstmals freieren Lebensformen gewidmet war, über die Vorzüge des Islamismus diskutiert werden sollte.

Jedoch sollte diese Frage nicht mit allen diskutiert werden. Einige wenige Einzelpersonen, die sich die Veranstaltung kritisch anschauen wollten, wurden bereits an der Tür abgewiesen. Sie waren dem vor den Räumen postierten Sicherheitsmann, stilecht mit Palästinenserschal, nicht gesichtsbekannt und wurden deswegen wohl als Antideutsche angesehen. Faschistisch seien sie sowieso, wie er sie mehrmals wissen ließ, und eine person of color musste sich zudem als rassistisch beschimpfen lassen.

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