Giorgos Lanthimos erzählt in »Poor Things« die feministische Version der Schöpfungsgeschichte

Wilde Emanzipation

Emma Stone masturbiert als Bella Baxter mit Gurken und Äpfeln, pinkelt auf den Teppich eines viktorianischen Stadthauses und vertreibt sich die Zeit mit Entenziegen und Mopsgänsen. Wer das seltsam findet, ist in Giorgos Lanthimos’ Schauermärchen »Poor Things« falsch. Alle anderen dürfen sich auf die wohl aberwitzigste Frauenfigur des Gegenwartskinos freuen.

Es gibt eine ganze Welt zu entdecken, zu erleben. Es ist das Ziel aller, sich zu entwickeln und zu wachsen«, meint die faszinierende Bella Baxter, Hauptfigur von »Poor Things«. Bereits nach den ersten Szenen des 141 Minuten langen, visuell und inhaltlich phantastischen Spektakels kann man sich allerdings kaum vorstellen, wie sich der 50jährige Regisseur Giorgos Lanthimos nach diesem Film noch weiter steigern könnte – denn »Poor Things« ist schlichtweg perfekt. Ein Meisterwerk, das man sich unbedingt mehrfach anschauen sollte, denn es gibt so viel zu entdecken.

Bekommt Emma Stone den Oscar oder womöglich doch Sandra Hüller für »Anatomie eines Falls«?

Ebenso auf der Höhe ihrer Schaffenskunst scheint Emma Stone angelangt zu sein: Sie verkörpert die wieder zum Leben erweckte Selbstmörderin Bella Baxter derart mitreißend, dass es mehr als bedauerlich wäre, wenn sie für diese atemberaubende Performance nicht ihren zweiten Oscar als beste Hauptdarstellerin – nach »La La Land« für die Rolle der Mia – erhalten würde. Bei den diesjährigen Oscar-Verleihungen wird es also spannend: Bekommt Emma Stone die Trophäe oder womöglich doch Sandra Hüller für »Anatomie eines Falls«, die 2023 sowohl den Europäischen Filmpreis gewonnen hat als auch vom US-amerikanischen Filmkritiker-Verband LAFCA ausgezeichnet wurde?

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