Ho-fung Hung, Ökonom, im Gespräch über Chinas wirtschaftliche Probleme und den Einparteienstaat

»Die Sicherung der Parteiherrschaft steht an erster Stelle«

Nach mehreren Jahrzehnten des Wirtschaftsbooms nehmen in China die wirtschaftlichen Probleme zu. Der Ökonom Ho-fung Hung rechnet mit einer weiteren Verhärtung der autoritären Herrschaft und einer Verschärfung der Konflikte zwischen China und Westen.
Interview Von

Zeitungen in Deutschland berichten, dass einerseits die Konkurrenz aus China immer stärker wird, beispielsweise in der Autobranche, andererseits liest man von der Pleite des Immobilienkonzerns Evergrande und schweren wirtschaftlichen Problemen. Wie passt das zusammen? Befindet sich China in einer Krise oder nicht?
Das passt in der Tat zusammen: Sowohl die Expansion der Industrie als auch die Immobilienkrise sind Ergebnisse des Wirtschaftsmodells, das dem Wirtschaftsboom in China seit Ende der neunziger Jahre zugrunde liegt. Dieses basiert darauf, dass staatliche Banken zu geringen Kosten Geld an Lokalregierungen, Staatskonzerne oder protegierte Privatfirmen verleihen und diese damit kräftig investieren: in Infrastruktur, Stahlwerke, Autowerke, Zugstrecken und so weiter.
Dazu gehört auch der Export von Kapital und Waren in riesigem Maßstab, wenn der chinesische Markt gesättigt ist. Chinesische Firmen bauen beispielsweise Kohlekraftwerke nicht nur in China, sondern mittlerweile in der ganzen Welt – finanziert mit günstigen Krediten im Rahmen des Entwicklungsprogramms der Belt and Road Initiative. Und subventionierte Staatskonzerne bauen Elektroautos oder Photovoltaikanlagen und exportieren sie.

»Als die Regierung vor einigen Jahren begann, die Spekulation im Immobiliensektor einzudämmen, stand Evergrande vor dem Ende. Aber in anderen Wirtschaftsbereichen geht es weiter wie gehabt.«

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