Die Angst der Wessis

Der Westen schafft sich ab

Ostdeutschland rules! Im Westen ist man beunruhigt. Aber wie gefährlich ist die Merkel-Gauck-Doppelspitze wirklich? Hat die ostdeutsche Kolonisierung bereits ­begonnen?

Resteverwertung
Ich hab mich früher im Westen so sehr auf den Osten gefreut. Man sollte nämlich nach »drüben« gehen, wenn’s einem »hier« nicht passte. Und mir passte es oft nicht. Dann war ich volljährig und durfte gehen, doch der Osten hatte sich aufgelöst. Übrig waren nur Reste. Die Reste regieren jetzt Gesamtdeutschland oder machen Opposition. Mir bleibt nur die Sehnsucht. Dem Rest bleiben die Reste.
Jörg Sundermeier

Die Wiederteilung ist nah
Die Ossis ernten endlich die verdienten Früchte ihres ehrgeizigen Strebens, haben sie doch in den vergangenen Jahrzehnten eindrucksvoll bewiesen, dass sie wissen, was sie wollen, und dies auch erreichen können. Mal quengelnd, mal geschäftig, mal dieses, mal jenes und oft genug alles auf einmal verlangend, aber immer ihre Ziele fest vor Augen. Dem haben die orientierungslosen, verweichlichten und völlig paralysierten Westdeutschen nichts mehr entgegenzusetzen. Und sie werden sich noch mehr wundern!
Denn nicht alle in diesem Land sind so der Lethargie verfallen wie sie. So wird die ostzonale Doppelspitze nicht ohne Widerspruch bleiben, sondern – im historischen Rückblick – sich als Geburtsstunde einer anderen Doppelspitze erweisen: der türkischen, angeführt von Bundeskanzlerin Aygül Özkan von der Christlich-Muslimischen Union Deutschlands und Bundespräsident Cem Özdemir von Bündnis 20/Die Ganz Grünen.
Das wiederum werden die Zonis nicht hinnehmen. Und nach gewalttätigen Montagsdemos in Leipzig, Cottbus oder Rostock und den nicht minder militanten Freitagsdemonstrationen in Köln, Duisburg und Frankfurt, nach heftigen Debatten zwischen der Hürrybild und der Jungen Illu, nach der Konstituierung eines ostdeutschen Parlaments in Weimar wird auseinanderkrachen, was nie zusammengefunden hat. Ja, so wird das sein und es wird gut sein. Inshallah.
Deniz Yücel

Richtung geändert
Bei Gauck und Merkel haben wir das seltsame Problem, dass sie die Platitüden, die sie aufsagen, auch noch glauben. Der alte Westen war wenigstens bigott. Es gab eine Doppelmoral, man konnte switchen. Nun regiert die sich selbst erfüllende Subalternität. Das ist gefährlich. Als Joachim Gauck im Taxi von seiner Berufung erfuhr, soll er zum Fahrer gesagt haben: »Wir ändern die Richtung. Sie fahren jetzt den neuen Bundespräsidenten.« Bis heute ist mir unerklärlich, warum der Mann Gauck nicht in der Psychatrie abgeliefert hat.
Rayk Wieland

Palmendieb for President!
Ich habe keine Angst. Und mir ist es zunächst einmal egal, woher einer kommt, der so tut, als ob er dieses Deutschland da regiert. Für Ossi-Ba­shing bin ich nicht zu haben, weil ich in meinem Leben zu viele angenehme Ostler getroffen habe. Außerdem bin ich inzwischen selbst so etwas wie ein Super-Ossi; östlich von Peking wohnen jedenfalls nicht mehr viele. Deshalb und aus anderen Gründen habe ich in meinem Weltverbesserungs-Manifest »Bliefe von dlüben« u. a. auch gefordert, dass die nächste Bundeskanzlerin eine Chinesin sein muss. Der Bundespräsident aber sollte vom Carolinen-Atoll stammen, dem östlichsten Stück Land dieser Hemisphäre. Da diese Insel von Menschen unbewohnt ist, wäre er also höchstwahrscheinlich ein – auch Palmendieb (Birgus latro) genannter – Kokoskrebs.
Christian Y. Schmidt

Schlafentzieher
Wer jemals versucht hat, zu Wendezeiten mit einem der großen ostzonalen Sportvereine zu telefonieren, kennt ihn, den Frühaufsteherterror der ehemaligen DDR. »Am besten erreichen Sie den Herrn X morgen Früh ab halb 7«, hieß es nämlich durchgehend, und im Grunde hat sich nichts daran geändert, außer dass Leute aus dem Land der Ausschlafverhinderer nun die wichtigsten Schlüsselpositionen der Bundesrepublik besetzt haben. Die drohende deutsche Frühaufsteherdiktatur sollte uns wirklich Sorgen bereiten.
Elke Wittich

Wessiquote
Nachdem nun klar ist, dass es die »Protokolle der Weisen von Jena« wirklich gibt, muss der ossigen Weltverschwörung endlich Einhalt geboten werden! Konkret: Es ist an der Zeit für eine Wessiquote in politischen Spitzenämtern. Jetzt!
Gideon Böss

Ossis sind super
Ich habe keine Angst vor Ossis. Ich habe nur seit meinem seinerzeit abgebrochenen Konfirmationsunterricht anno 1984 Angst vor sich ereifernden evangelischen Pfarrern.
Dirk von Lowtzow

Nachleben
Das Nachleben des realsozialistischen Nationalismus in der Demokratie ist potentiell bedrohlicher als das Nachleben stalinistischer Tendenzen gegen die Demokratie.
Roger Behrens