Thomas von der Osten-Sacken

Jeden Tag fällt in Afghanistan eine neue Provinzhauptstadt an die Taliban. Heute war es Kunduz.

 

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Vor 20 Jahren: Öffentliche Exekution einer Frau durch die Taliban

 

Inzwischen sind die Massaker des Islamischen Staates an den Jesiden sogar offiziell als Völkermord anerkannt. Den Überlebenden hilft das wenig, sie geraten zunehmend in Vergessenheit. 

Es gibt Jahrestage, die im Grunde nur aus Wiederholungen bestehen: Man kann nur schreiben, was man in den Jahren zuvor bereits genauso geschrieben hat. Dass alles seitdem gleichgeblieben ist, ist Ausweis der andauernden Katastrophe. Der 3.

Noch ist der letzte US-Soldat nicht abgezogen, da wird immer deutlicher, um was für ein Desaster es sich bei der ganzen Angelegenheit handelt.

In den Worten des afghanischen Präsidenten:

Eine Meldung, die es vermutlich nicht sehr weit in die europäische Palästinasolidarität bringt, weil sie sehr viel aussagt über die Zustände aber nur sehr bedingt ins entsprechende Weltbild passt:

Dar'a, das war die Stadt, in der vor etwas mehr als zehn Jahren die Massenproteste in Syrien ihren Anfang nahmen. Lange stand es unter Kontrolle der Opposition, dann kam es unter Druck Russlands erneut unter Kontrolle des Regimes. Allerdings unter einer Bedingung: Nur russische keine syrischen Sicherheitskräfte durften in die Stadt, deren Bewohnerinnen und Bewohner zu Recht dem Regime nicht trauen und weiter dissident blieben.

Den Abzug aus Afghanistan hätte die Historikerin Barbara Tuchmann sicher als eine weitere "Torheit der Regierenden" bezeichnet. Er ist es auch und wird nicht nur für die Menschen vor Ort fatale Folgen haben.

 

„Leidenschaft und Parteigeist machen unsere Augen blind, und das Licht, das die Erfahrung spendet, ist eine Laterne am Heck, die nur die Wellen hinter uns erleuchtet.“

Die türkische Regierung zeigt sich alarmiert

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Kleines Update, das ich gerade aus dem Iran bekam: In Khuzestan ist das Internet völlig lahm gelegt, wie viele Menschen inzwischen erschossen und verhaftet wurden, weiß niemand. Aber unter anderem ist dieser neue Präsident ins Amt gesetzt, weil das Regime weiß, dass es sich nur noch mit roher Gewalt am Ruder halten kann.

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Wahplakat von Mithal al-Alusi, Bildquelle: Privat

 

Die so genannte vierte Welle der Pandemie hat den Nahen Osten und vor allem Tunesien voll erwischt. Überall steigen die Fälle von Neuinfektionen, Krankenhäuser sind überlastet und es fehlt an Sauerstoff:

In Irakisch-Kurdistan sind es in allen Parteien die Söhne, Enkel und Cousins, die versuchen das Erbe ihrer Väter anzutreten. Was in der Barzani-Familie bislang ganz gut funktioniert hat, führt im Clan der Talabanis nun in einen offenen Machtkampf:

Schon scheinbare Kleinigkeiten wie Stromausfälle können zu Protesten führen, die das Regime als Ganzes in Frage stellen. Im Westen interessiert das aber so gut wie niemanden.

Es sind keine Neuigkeiten, sondern eher nur die monotone Wiederholung des Immergleichen seit Jahren: Um die ökonomische und soziale Lage der iranischen Bevölkerung ist es schlecht bestellt, und ebenfalls seit Jahren kennt das Land nur eine Entwicklung, und zwar zum Schlechteren.

Geradezu klammheimlich geht derzeit der Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan über die Bühne. Experten prophezeien, dass die Taliban in ca. sechs Monaten erneut die Macht übernommen haben werden. Derweil droht in Syrien eine neue Katastrophe in der Katastrophe.

 

Als das Bild damals um die Welt ging, wurde es zum Symbol des Scheiterns der USA in Südostasien: Eine lange Schlange verzweifelter Menschen, die versuchen, noch einen Platz im letzten amerikanischen Hubschrauber zu ergattern, der auf dem Dach der US-Botschaft in der vietnamesischen Hauptstadt Saigon wartet.