Hot Strike Summer
Eigentlich sollte sich US-Präsident Joe Biden kaum Sorgen um die Wahlen im kommenden Jahr machen müssen: Die Konjunkturpakete, die er gegen monatelang währende Widerstände, wenn auch mit erheblichen Abstrichen, durch den Kongress bekommen hat, zeigen inzwischen Wirkung: Prognosen zufolge soll die US-Wirtschaft 2023 um 1,9 Prozent wachsen, deutlich stärker als der OECD-Schnitt; die Inflation sank zuletzt gegen den internationalen Trend von neun auf drei Prozent.
Bidens Umfragewerten kommt das indes nicht zugute. Laut einer Studie des National Opinion Research Center aus dem Juni sind 75 Prozent der US-Amerikaner mit der wirtschaftlichen Lage unzufrieden. Und tatsächlich kommt der wirtschaftliche Aufschwung bei vielen von ihnen nicht an. Die Nachwirkungen von Pandemie und Energiekrise sind für sie noch immer spürbar. In einer Umfrage des Kreditunternehmens Lending Club geben 61 Prozent der US-Amerikaner an, von »paycheck to paycheck« zu leben, also am Ende des Monats das Gehalt komplett aufgebraucht zu haben.
20 Millionen Haushalte liegen mit den Zahlungen für ihre Nebenkosten im Rückstand, das sind zweieinhalb Millionen mehr als noch im vergangenen Jahr. Viele nehmen Kreditkartenschulden auf, um Einkäufe des täglichen Bedarfs zu tätigen, berichtet der Nachrichtensender CNBC. Die größte Belastung stellt nach wie vor die Inflation dar. Zwar stiegen die Löhne im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent, was über der Inflationsrate vom Juni liegt, aber in den Vorjahren war es umgekehrt. Auch die Wohnkosten sind noch immer horrend: Über 21 Millionen Haushalte zahlen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Mieten oder Kreditraten, die Hälfte davon sogar mehr als 50 Prozent.
Mehr als 300.000 Menschen sind im Verlauf des Jahres bereits in den Streik getreten.
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